Naturschutz „Naturwald-Gemeinde“: Nabu zeichnet Krefeld aus

Der Naturschutzbund Krefeld-Viersen zeichnet die Stadt bereits zum dritten Mal als Naturwald-Gemeinde aus.

Reiner Rosendahl, Vorsitzender des Nabu-Bezirksverbands Krefeld—Viersen, und Dezernent Thomas Visser (v.l.) mit der Urkunde und Rückepferd Indigo (12). Auch der Arbeit des belgischen Wallachs und des Pferdeführers Roman Dzulaj verdankt die Stadt das Prädikat „Naturwald-Gemeinde“.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hat es erfunden und 1996 erstmals der Stadt Krefeld verliehen: das Prädikat „Naturwald-Gemeinde“. Am Montagmorgen erneuerten Reiner Rosendahl, Vorsitzender des Bezirksverbands Krefeld-Viersen, und seine Kollegen Knut Habicht und Franco Cassese die Auszeichnung zum zweiten Mal, nachdem Forstwirt Cassese monatelang geprüft hatte, ob die Krefelder Forstwirtschaft den Titel noch verdient. Stadtförster Arno Schönefeld-Simon und Dezernent Thomas Visser erhielten am Ende nicht nur die Urkunde, sondern auch großes Lob des Nabu: Die Zusammenarbeit sei „perfekt“ gewesen.

Kriterien für die Auszeichnung sind die naturnahe Waldwirtschaft, die Naturverjüngung durch Samen aus dem Wald, der Verzicht auf Kahlschlag, Düngung und Chemieeinsatz sowie schweres Gerät, das den Boden verdichtet und Pflanzen das Leben schwer macht. Hier kommt Rückepferd Indigo, ein belgisches Kaltblut in Spiel, das am Montag im Hülser Berg Stämme an den Wegesrand zog. Wo immer möglich, werde es eingesetzt, sagt Schönfeld-Simon. Naturnahe Waldwirtschaft bedeute außerdem, dass Totholz und Bäume erhalten bleiben, die Höhlen oder Horste bergen.

Rund 90 Prozent des Krefelder Waldes sei Laubwald, 39 Baumarten (zehn Nadelbaumarten) sind im 1000 Hektar großen Waldgebiet dokumentiert und manche machen Probleme. Die flachwurzelnden Roteichen seien nicht standsicher und auch den Stieleichen geht es nicht gut: zu wenig Blätter und damit zu wenig Kraft. Über eine Kälkung des Bodens versuchen die Fachleute, die Lebensbedingungen durch Nährstoffe zu verbessern. Trotzdem: „Wir versuchen, den Wald über einen langen Zeitraum umzubauen“, sagt Schönfeld-Simon. Buchen sollen die Roteichen ersetzen. Der Wechsel wird gezielt gesteuert, wobei die Forstwirte darauf achten, dass Saatgut aus regionaler Produktion verwendet wird. „Wichtig ist doch die Frage: Wer verträgt was?“, erläutert Visser. „Wir brauchen Samen, die die klimatischen Verhältnisse am Niederrhein verinnerlicht haben.“

Anerkannt wird vom Nabu auch, dass Krefeld sich gegen eine zurückhaltende wirtschaftliche Nutzung und für einen Erholungswald entschieden habe. Ihn zu schaffen und zu erhalten, ist ein langfristiges Projekt, dass tägliche wechselnde Entscheidungen nicht verträgt. „Mehrere Förstergenerationen arbeiten auf einer Waldfläche“, sagt Arno Schönfels-Simon. „Da ist es sehr wichtig, dass das System beibehalten wird.“ vlo