Neue DNA-Analyse: Sex-Täter schlug schon früher zu

Ein Fall in Nettetal im Jahr 2008 kann dem Angeklagten jetzt ebenfalls nachgewiesen werden.

Krefeld. Überraschende Nachricht am Freitagmorgen im Vergewaltigungsprozess vor dem Krefelder Landgericht: Staatsanwältin Silke Naumann präsentierte der Strafkammer das Ergebnis eines routinemäßigen DNA-Abgleichs beim Landeskriminalamt. Nach einer Sexualstraftat in Nettetal-Lobberich im Sommer 2008 war der genetische Fingerabdruck des Täters an einer Balkontür sichergestellt worden. Jetzt sind die in die DNA-Analyse-Datei eingegeben worden - die sofort einen Namen ausspuckte: Den von Muhammet A. (28), der mindestens sechs Frauen nach Diskobesuchen bis in deren Wohnungen nachgestiegen und im Schlaf missbraucht haben soll.

Bislang ist der Mann wegen sechs Fällen aus 2009 angeklagt, ein weiterer aus dem gleichen Jahr wird ihm zumindest zugerechnet. Die DNA-Spur spricht dafür, dass A. bereits früher die meist alkoholisierten Frauen bis zu ihrer Wohnung verfolgte, eine Zeitlang wartete und dann in die unverschlossenen Wohnungen drang. Manchmal reichte ein kräftiger Druck gegen die Tür, sonst half er mit einem Schraubendreher nach.

An die meisten Taten will A. sich allerdings nicht erinnern können. Er räumt aber ein, dass er sie begangen haben müsse, da er an den Tatorten seine Spuren hinterlassen hatte. Im Fall der Frau in Lobberich - in dem Nettetaler Stadtteil wohnte der 28-Jährige bis zu einer Festnahme ebenfalls - hatte der Täter seinem Opfer sogar einen Faustschlag ins Gesicht versetzt, als es während des Missbrauchs wach wurde.

Viele der Frauen sind durch die Taten schwer traumatisiert. So wie die 23-Jährige, die ihre Wohnung an der Philadelphiastraße nach der Tat nicht mehr betreten hat. "Mein Vermieter hat mich sofort aus dem Vertrag gelassen", berichtete sie am Freitag im Zeugenstand. Trotzdem kann sie nicht mehr allein schlafen: "Ich brauche immer Freunde bei mir." Auch heute bekomme sie abends noch Angstzustände - und das, obwohl sie bis heute in psychiatrischer Behandlung ist.

Von Schlafstörungen und Angst berichten fast alle Opfer. Die sind alle blond oder waren es zumindest zur Tatzeit - offenbar hatte der Täter genau darauf geachtet. Es handelte sich auch stets um junge Frauen, bis auf eine Ausnahme: Eine 49-Jährige wurde in ihrer Wohnung in Hüls ebenfalls Opfer des Sex-Täters. Als sie nach einem feucht-fröhlichen Abend mit einer Freundin früh morgens nach Hause kam, fiel sie schnell in Tiefschlaf, schilderte die Zeugin. Am nächsten Morgen lagen plötzlich Cremetube und Ölflaschen herum, Schubladen waren geöffnet.

Zwei Wochen lang habe sie gerätselt, was passiert sein könnte. Im Gespräch mit einer Freundin mutmaßte diese sogar, dass die 49-Jährige vielleicht als Schlafwandlerin durch die Wohnung geirrt sei. Dann jedoch las die Hülserin von weiteren Taten in der Zeitung - und alarmierte die Polizei. Die stellte in ihrer Wohnung Geschenkband sicher, das ebenfalls an einer anderen Stelle lag. An diesem fand sich die DNA von A. Der kann sich das nur so erklären: Er habe vor einiger Zeit auf der Straße mal Geschenkband aufgehoben, das zwei Kinder hatten fallen lassen.

Der Prozess wird am 10. Februar fortgesetzt.