Neuer Amtsgerichts-Direktor: Jeden Tag zu Fuß zur Arbeit
Der neue Leiter des Amtsgerichts über den Reiz der Aufgabe und seine Pläne.
Krefeld. Werner Batzke ist der neue Direktor des Krefelder Amtsgerichts. Gleich an seinem zweiten Tag wurde er am 27. Mai vor eine große Herausforderung gestellt: In der Poststelle des Amtsgerichts war ein Brief mit einer unbekannten Substanz eingetroffen — Sicherheitsalarm im Gerichtsgebäude am Nordwall. Wie sich Stunden später herausstellte, handelte es sich nur um Sand. „Die Situation haben wir gut bewältigt“, sagt der 54-Jährige, der in Krefeld lebt. Dennoch will er vorsorglich Handlungsanweisungen für einen solchen Ernstfall schriftlich festhalten, damit diese auch bei einem personellen Wechsel stets klar sind.
Das ist eine der Aufgaben, die sich der neue Behördenleiter für die nächste Zeit vorgenommen hat — auch wenn sie gänzlich unfreiwillig auf die Liste gekommen ist. Die ist eigentlich gar nicht so lang, denn „ich habe ein sehr gut aufgestelltes Haus übernommen“, lobt Batzke seinen Vorgänger Johann Schwarz.
Batzke, verheiratet und Vater dreier Kinder, war erst 2011 vom Amtsgericht Düsseldorf nach Rheinberg gewechselt, wo er Leiter der Behörde wurde. „Eigentlich dachte ich: Da arbeitest Du jetzt die nächsten 14 Jahre.“ Doch dann lockte die Leitung des Krefelder Amtsgerichts. Das ist mit 230 Mitarbeitern fast viermal so groß wie Rheinberg und ist am Standort eines Landgerichts mit weiteren Aufgaben betraut wie dem Handelsregister oder dem Insolvenzrecht. Das reizt. Und dass er jetzt nur noch 15 Minuten Fußweg zur Arbeit hat, sei natürlich auch nicht zu verachten, räumt Batzke ein. Den gebürtigen Duisburger hatte es der Liebe wegen 1989 nach Krefeld verschlagen.
Nachdem in den vergangenen Jahren schon einige Bereiche des Gerichtsgebäudes renoviert worden sind, stehen für Werner Batzke jetzt auch die Säle im Amtsgericht an. Schon in diesem Jahr soll mit Dreien begonnen werden, darunter die für Strafsachen mit den Nummern 105 und 205. „Die haben noch den Charme der 60er und 70er Jahre“, sagt der Direktor. Weitere sollen im nächsten Jahr folgen.
Batzke möchte auch die Gerichtsarbeit transparenter machen. Etwa durch Praktika für junge Menschen. Aber auch für jeden Bürger: Dass manche erst durch einen plötzlichen Brief Kontakt zum Gericht haben, möchte er am liebsten vermeiden. So kann er sich mehr Informationen über Nachlass- oder Betreuungsangelegenheiten vorstellen — Bereiche, die er bereits in Rheinberg betreut hat. Neben seiner Behördenleitertätigkeit ist Batzke in Krefeld zudem für Mietstreitfragen zuständig. Dabei stelle das Amtsgericht eine besondere Nähe zum Bürger her — örtlich, aber auch, weil hier keine Pflicht besteht, einen Anwalt zu beauftragen.
Als „Herausforderung“ bezeichnet der 54-Jährige die Personalsituation — landesweit wird in der Justiz über Personalmangel geklagt. „Ich schaue allerdings zunächst immer, ob sich etwas organisatorisch optimieren lässt, bevor ich nach mehr Personal schreie“, sagt er. So würden auch mal einzelne Verfahren beleuchtet, ob dort alles notwendig war oder sich etwas beschleunigen lasse. Auch der IT-Bereich, wo ohnehin Modernisierungen anstünden, biete Entlastung, was allerdings Grenzen habe.
Die Bearbeitungszeiten insgesamt seien am Krefelder Amtsgericht aber gut — und das, obwohl die Mitarbeiter viel mehr arbeiten müssten als früher und das Durchschnittsalter der Belegschaft in der Justiz steige: „Am Amtsgericht Rheinberg gab es unter den 60 Beschäftigten fünf, die jünger waren als ich“, so der 54-Jährige.