Syrien-Flüchtlinge: Glücklich in der neuen Heimat

Familie Huro kam 2006 aus Syrien nach Deutschland. Nach hartem Anfang ist sie voll integriert.

Krefeld. Das ist ein Empfang wie selten. Die ganze Familie Huro hat sich aufgereiht, um die Gäste freundlich willkommen zu heißen. Vier Kinder schütteln höflich Hände, Vater Fauzi hilft den Gästen aus den Jacken, Mutter Leila geleitet sie in die gute Stube, wo selbstgemachtes Gebäck wartet.

Dass sie ein solches Heim wieder präsentieren kann, hätte sich die kurdisch-syrische Familie vor sechseinhalb Jahren nicht träumen lassen. „Es ist das Paradies“, sagen sie einstimmig und ihre strahlenden Gesichter sprechen Bände.

Im November 2006 standen sie noch mit leeren Händen da, als sie mit Hilfe von Schleppern über die Türkei nach Deutschland gelangten. Ein einziges Foto, das die Großmutter mit den Enkelkindern zeigt, erinnert an die Zeit in der Heimat.

Damals war es zwar noch recht ruhig um Syrien, nicht aber für die kurdische Bevölkerung. „Ich habe mich dafür eingesetzt, dass wir Kurdisch sprechen dürfen“, erzählt Fauzi Huro (43). Was ihn ins Gefängnis brachte, denn Kurdisch ist in der syrischen Öffentlichkeit verboten.

Selbst die Kinder waren Repressalien ausgesetzt. „Als mein Bruder Abdel (18) und ich beim Kurdischsprechen erwischt wurden, sind wir von Soldaten niedergeschlagen worden“, erinnert sich Ilham (16) schaudernd. Folgte doch noch die Drohung: „Beim nächsten Mal passiert was anderes“.

Davor müssen sie sich nun nicht mehr fürchten. „Jetzt darf ich zeigen, dass ich stolze Kurdin bin“, ist Ilham erleichtert. Seit einem Jahr sind die Huros anerkannte Flüchtlinge. Ein Erfolg, den auch Ute Holte für sich verbuchen kann. Die 59-jährige Krefelderin engagiert sich ehrenamtlich für das Freiwilligenzentrum der Caritas und des Sozialdienstes Katholischer Männer (SKM) und lernte zunächst Ilham über die Nachhilfe kennen, schnell aber die ganze Familie. „Ohne Frau Holte hätten wir vieles nicht geschafft“, sagt Fauzi Huro dankbar.

So hatte die Familie im zunächst noch fremden Land mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Da war zum einen die Sprachbarriere. „Ich durfte in Syrien erst mit 15 zur Schule gehen“, erzählt Mutter Leila. Dass sie da nicht mehr wirklich lesen lernte, versteht sich von selbst. „Ich habe ihr den Alphabetismus-Kurs der Caritas vermittelt“, freut sich Holte über den Erfolg, denn Leila Huro spricht mittlerweile nicht nur ganz gut Deutsch, sondern arbeitet auch in einem Kindergarten. Fauzi Huro hat den Führerschein bestanden und arbeitet als Hausmeister.

Zum anderen gab es vor allem Schwierigkeiten mit den Behörden, angefangen bei der Asylstelle über Ausländer- und Sozialamt bis hin zum Job-Center. Überall waren Probleme zu bewältigen. „Das war teils quälend“, erinnert sich Holte verärgert, die sich auch durch Berge von Anträgen wühlte. Selbst von Respektlosigkeit gegenüber den Flüchtlingen berichten sowohl Ilham als auch Holte.

So unschöne Erfahrungen die Familie dort gemacht hat, so positive kann sie an anderer Stelle verbuchen. „Meine Lehrerin hat mir sehr geholfen“, freut sich Ilham, die mittlerweile die Gesamtschule besucht.

Abdel, der längst deutsche Freunde gefunden hat, kann von einer eher lustigen Schul-Episode berichten: „Als ich mich das erste Mal gemeldet habe, bin ich für die Antwort aufgestanden.“ Was in Syrien üblich ist, hat in Krefeld für staunende Gesichter gesorgt. Überhaupt freuen sich die Kinder, dass sie die sehr strenge, fast schon militärische Schulzeit in Syrien hinter sich gelassen haben.

Die eigene Familie aber ist nicht vergessen. Über Skype halten die Huros zu den Verwandten in der Türkei Kontakt, die Nachrichten aus Syrien jedoch sind spärlich. Spätestens seit der Bürgerkrieg tobt, ist die große Familie in alle Winde verstreut. So dass Fauzi Huro ständig versucht, über das Internet Neues zu erfahren.

„Wir vermissen schon unsere Familie und Freunde“, beklagen vor allem die Älteren. Ihnen ist aber auch klar: Die Situation in der Heimat ist nun ohnehin eine ganz andere. Sie möchten in Deutschland bleiben, doch die Aufenthaltsgenehmigung gilt zunächst nur bis 2015.

Ute Holte lässt jedoch keinen Zweifel daran, dass sie an den Kampfesmut der Familie und ihren großen Integrationswillen glaubt: „Wer das bisher geschafft hat, der schafft auch alles.“