Neun Tote bei Verkehrsunfällen — ein schwarzes Jahr in Krefeld

Die Unfallzahlen sind im vergangenen Jahr in fast allen Bereichen gestiegen. So viele Verkehrstote wie 2014 gab es lange nicht mehr.

Foto: Archiv Dirk Jochmann

Krefeld. Auf Krefelds Straßen sind im vergangenen Jahr so viele Menschen gestorben wie lange nicht mehr. Neun Frauen und Männer wurden bei Unfällen getötet — im Jahr zuvor waren es noch vier. Eine ähnlich hohe Zahl habe es zuletzt 2008 mit acht Verkehrstoten gegeben, sagt der Leiter der Verkehrsdirektion beim Polizeipräsidium, Karl Josef Klauer. 2005 waren sogar elf Menschen bei Unfällen ums Leben gekommen.

Die Unfallstatistik der Polizei weist für das vergangene Jahr im Vergleich zu 2013 in fast allen Bereichen höhere Zahlen aus. So kletterte die Gesamtzahl der Unfälle um 231 auf 7903. Darunter sind 799 (2013: 741) Zusammenstöße, bei denen 946 (877) Menschen verunglückten, 130 von ihnen schwer. Zu den Verletzten zählten vor allem Zweiradfahrer und Pkw-Insassen. Sie waren auch überproportional oft die Unfallverursacher, sagt Klauer. Dabei liegen die Hauptunfallursachen nach wie vor beim fehlerhaften Abbiegen und Wenden, Missachten der Vorfahrt, fehlerhaftes Verhalten von und gegenüber Fußgängern.

Geschwindigkeit als Ursache sei in Krefeld mittlerweile „signifikant wenig“ geworden. „Das hat mit unserer Geschwindigkeitsüberwachung zu tun“, so der Polizeidirektor. Geringe Geschwindigkeit mindere die Schwere der Unfallfolgen. „Deshalb werden wir weiter kontrollieren“, kündigt Klauer an.

Das gilt auch für die Nutzung von Smartphones am Steuer. NRW-Innenminister Ralf Jäger hat dies zum zusätzlichen Schwerpunktthema erklärt, die Krefelder Polizei wird hierzu Sonderkontrollen durchführen. „Bei manchen Unfällen ist unklar, wie sie passiert sind. Da können die Fahrer keine richtige Erklärung zur Ursache geben. So manches mal vermuten wir, dass während der Fahrt SMS oder Whatsapp geschrieben worden sind“, schildert der Verkehrsexperte.

Er kündigt an, man werde Telefone beschlagnahmen und der Staatsanwaltschaft übergeben, die dann prüfe, ob eine Auswertung durchgeführt werden kann. Dies sei sicherlich nicht bei Lappalien möglich. Aber durchaus bei entsprechend schweren Unfällen. Bei Kontrollen zähle vor Gericht der Personalbeweis, also die Aussage des Polizeibeamten, der einen Autofahrer mit Smartphone sehe. „Das ist dann eine Ordnungswidrigkeit, die 60 Euro Bußgeld und einen Punkt in Flensburg zur Folge hat“, so Klauer. Es reiche bereits aus, während der Fahrt oder an der Ampel die Hände am Handy zu haben.

Beim Blick auf die verschiedenen Altersgruppen zeigt sich, dass die Zahl der Kinderunfälle — nach einem Rekordtief in 2013 — wieder leicht von 77 auf 84 angestiegen ist. 61 (54) waren aktiv im Straßenverkehr unterwegs, 23 (Vorjahr ebenfalls 23) als Mitfahrer. Darunter sind auch sieben Kinder, die im Dezember in einem Schulbus verletzt wurden, als der Fahrer am Badezentrum scharf bremsen musste. Eine Aachenerin hatte dort ihren Wagen gewendet und das Weite gesucht. Sie konnte ermittelt werden.

Erfreuliche Entwicklung hingegen bei den Senioren: Die Zahl der Verunglückten über 64 Jahren sank von 136 auf 124. Dabei waren es insbesondere weniger Autofahrer, dafür mehr Radfahrer und Fußgänger, so die Polizei. Das Durchschnittsalter der an Unfällen beteiligten Senioren ist seit 2008 von 73,4 auf 75,0 gestiegen, bei den Männern als Unfallverursacher besonders deutlich von 74,0 auf 76,4. „Wer älter als 75 Jahre alt ist, bei dem steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er einen Unfall verursacht, rapide an“, zitiert Klauer eine ADAC-Studie. Gesundheitsprüfungen für ältere Führerscheininhaber seien in einigen Ländern bereits gang und gäbe. „In Deutschland ist das überfällig“, sagt Klauer.