Nur 30 Schulen in Krefeld bieten Offenen Ganztag an
Im Jugendhilfe- und Schulausschuss diskutieren alle Parteien über das Angebot. In anderen Städten sei man viel weiter.
Krefeld hat viel zu wenige Plätze im Offenen Ganztag der Grundschulen. Andere Städte wie Aachen besitzen eine Versorgungsquote von 64 Prozent. In Düsseldorf sind es 63 und in Krefeld 36,8 Prozent. Jetzt ist eine ganztägige Klausurtagung der Steuerungsgruppe zur Weiterentwicklung des Offenen Ganztags geplant. Das wurde im kombinierten Jugendhilfe- und Schulausschuss bekannt. „Es ist peinlich, wenn man sieht, wie es andere Städte machen“, urteilt Anja Cäsar von den Grünen. „Sie sind längst durchgestartet.“
Zwar werden jetzt je eine zusätzliche Gruppe an Mariannen- und Grundschule Königshof eingerichtet und je eine halbe an Bismarck- und Jahnschule. Doch das müsse noch mehr werden, ergänzt CDU-Frau Stefanie Neukirchner. „Die Haushaltsmittel müssen beantragt werden, das Geld muss da sein.“
Die Sozialdemokraten hatten einen Sachstandsbericht zur Offenen Ganztagsschule erbeten. Die Grünen beantragten mehr als die jährlich üblichen drei Gruppen zusätzlich.
Die folgenden Zahlen belegen die geringe Quote: 30 Schulen bieten den Offenen Ganztag an. Es sind 28 Grund- und zwei Förderschulen. In Gruppen ausgedrückt: 123, davon 115 in Grundschulen, acht in Förderschulen.
Schulamtsleiter Jürgen Maas: „Laut Bedarfsmeldungen der Schulen für das Schuljahr 18/19 werden inzwischen 501 zusätzliche Plätze für 367 Kinder benötigt. Davon haben 134 einen sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf und belegen rechnerisch zwei Plätze.“ Dies entspreche einem Ausbaubedarf um 20 Gruppen auf rund 43,2 Prozent der Mädchen und Jungen.
Nicht berücksichtigt sind hierbei die Schüler, die von ihren Eltern für den Offenen Ganztag nicht angemeldet wurden, die jedoch aus pädagogischen Gründen eine ganztägige Betreuung und Bildung benötigen. Auch hier haken die Ausschussmitglieder ein: Für die mit der Offenen Ganztagsschule verbundene qualitative Zielsetzung, Bildungsbenachteiligungen abzubauen, müssten mehr Eltern angesprochen werden. Maas: „Jede neue Gruppe kostet die Stadt rund 17 000 Euro im Jahr. Über die Bereitstellung erforderlicher Mittel für weitere Gruppen muss bei den kommenden Haushaltsplanungen beraten werden. Der Personalmarkt für Erzieher ist auch nicht üppig.“
Auf Anregung der FDP soll nun geprüft werden, wie der neue Erlass der Landesregierung umgesetzt werden kann. Sie hat sich für diese Legislaturperiode drei Ziele für den Ganztag gesetzt: Ausbau der Plätze, Sicherung der Qualität und mehr Flexibilisierung. Zu letzterem Punkt: Schüler können während der Zeiten des Offenen Ganztags am Nachmittag auch an regelmäßigen außerschulischen Bildungsangeboten wie zum Beispiel in Sportvereinen oder Musikschulen teilnehmen.
Ebenso ist es möglich, ehrenamtliche Tätigkeiten oder Therapien wahrzunehmen. Auch rein familiäre Ereignisse sind künftig ein Grund, von der Teilnahme am Offenen Ganztag zu entbinden.