Ostwall-Umbau: Neuer Streit ums Glasdach

Auch der Verzicht würde den Haushalt nicht retten. Dennoch wird der Ruf nach dem Baustopp am Ostwall lauter.

Krefeld. Es gibt wenige Straßen in Krefeld, über die so lange und so kontrovers diskutiert wird, wie über den Ostwall. Und obwohl jetzt die Bauarbeiten im Untergrund beginnen sollen, hat die Nachricht vom Nothaushalt den Streit erneut entfacht.

Dabei würde der Verzicht auf das Glasdach den Haushalt 2014 auch nicht retten. Das letzte Wort hat jetzt die Bezirksregierung.

Die SPD war von Anfang an gegen den Umbau der Haltestelle, wollte lieber einen Platz, von dem der Individualverkehr weitestgehend verbannt wird.

In den aktuellen Haushaltsberatungen versuchte sie deshalb erneut, den Umbau des Haltestellenbereichs Rheinstraße zu stoppen. Die Sozialdemokraten betrachten den Umbau als reines Prestigeobjekt des Oberbürgermeisters.

Unter den Einzelhändlern gibt es Widerstand, weil man durch die lange dauernden Bauarbeiten — im Sommer 2015 soll alles fertig sein — und die Sperrungen erhebliche Umsatzeinbußen befürchtet. Die Inhaberin der Firma J.Dhein hat aus diesem Grund gerade erneut einen Baustopp gefordert.

Anders sehen das die Investoren, die derzeit am Ostwall aktiv sind oder werden wollen (Horten-Haus, Werkkunstschule). Denen hatte man eine attraktivere Gestaltung der Umgebung zugesagt.

Und dann ist da noch die leidige Diskussion — unter Fachleuten wie Bürgern — über das Glasdach, das die Fahrgäste vor Wind und Regen an den neuen Bahnsteigen schützen soll. Das wird von vielen als zu wuchtig und zu teuer empfunden.

Die Haltestelle wird wohl auf jeden Fall umgebaut. Denn die SWK warten schon lange darauf, auch in diesem Bereich des Ostwalls endlich die veralteten Schienen zu erneuern und die Haltepunkte zu modernisieren.

Und die SWK sind vom Nothaushalt nicht betroffen. Das Projekt wollte die Stadt aber eben eigentlich nutzen, um den zentralen Punkt gleichzeitig attraktiver zu gestalten. Der Rat hatte dem Projekt im Mai 2011 mehrheitlich zugestimmt.

Das gesamte Projekt soll 20,5 Millionen Euro kosten. Knapp die Hälfte (9,16 Millionen) trägt der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) — wegen der Haltestellen-Erneuerung. Die reinen Kosten für das Glasdach werden auf 2,6 Millionen beziffert.

Stoppt man die gesamte Baustelle, würde der Zuschuss des VRR verfallen. Stadt und SWK müssten gegebenenfalls Regressansprüche von Firmen befriedigen, die bereits Aufträge erhalten haben.

Verzichtet man auf das Glasdach, müsste man einen anderen Wetterschutz für die Fahrgäste bauen. Diese Summe müsste man von den dann eingesparten 2,6 Millionen noch abziehen.

Entscheiden wird über Fortsetzung oder Stopp des Ostwall-Umbaus jedoch weder der Oberbürgermeister, der auf eine Fortsetzung hofft, noch der Bürger. Nach dem Nothaushaltsrecht wird sich die Bezirksregierung genau ansehen, wie weit Aufträge schon vergeben, Bauarbeiten schon begonnen sind und dann entscheiden, ob es weitergeht, oder nicht. Die ästhetischen Fragen hingegen müssen die Krefelder unter sich ausdiskutieren.