Pamp: Ankerzentren für Geflüchtete sind keine Lösung
Fachbereichsleiter Migration warnt. Einrichtungen entlasteten Deutschland auf Kosten von Mittelmeerländern.
Während der Krefelder Ortsverein Mitte der SPD mit einem Plakat, das Boat-People in den 70er Jahren auf der Flucht aus Vietnam zeigt, auf Facebook für Solidarität mit den Geflüchteten des Seenotrettungsbotes „Lifeline“ wirbt und sich damit ordentlich in die Nesseln setzt, weht andernorts längst ein anderer Wind. Bayern setzt jetzt ein zentrales Asylprojekt der CSU um Parteichef Horst Seehofer konsequent um. Anfang August eröffnen dort die ersten so genannten Ankerzentren — mit vor allem einem Ziel: Migranten, die kein Bleiberecht in Deutschland haben, schneller abschieben zu können.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf), die Bundesagentur für Arbeit, Jugendämter, Justiz- und Ausländerbehörden sollen in den Zentren vertreten sein; kurze Wege die Verfahren beschleunigen. Bis zu 1500 Geflüchtete sollen in den Ankerzentren untergebracht werden. Flüchtlingshelfer, kirchliche Organisationen und die Opposition dagegen kritisieren die Einrichtungen als Abschiebelager und Ghettos, in denen Integration verhindert und Aggressionen geschürt werden.
Auch die Krefelder Sozialdemokraten Ralph-Harry Klaer und Halide Özkurt hatten sich bereits Anfang Juli mit einem offenen Brief an SPD-Parteichefin Andrea Nahles gewandt und sie darum gebeten, Transitzentren wie das, das am 1. August im bayerischen Manching eröffnet wird, zu verhindern: „Wir bitten Dich eindringlich, dafür zu sorgen, dass schutzsuchenden Flüchtlingen, die aus Kriegsgebieten zu uns kommen, Schutz geboten wird“, schreiben sie an die SPD-Bundesvorsitzende nach Berlin. Es dürfe nicht der Verdacht entstehen, dass in Deutschland Menschen wegen ihrer Herkunft, ihrer Anschauung oder ihrer Religion in ein Lager verwiesen werden. Schon nach 48 Stunden sollen die Menschen wieder in die Länder zurückgebracht werden, aus denen sie gekommen sind.
Und genau da liegt ein Problem, wie Andreas Pamp, Leiter des Fachbereichs Integration und Migration bei der Stadt, erklärt: Denn Griechenland, Italien und Spanien seien schon wegen ihrer geographischen Lage für die überwiegende Zahl Geflüchteter, die über das Mittelmeer kommen, Erstaufnahmeländer. In Deutschland wiederum kämen kaum Flüchtlinge direkt aus der Heimat. Pamp: „Bleiben könnten quasi nur noch diejenigen, die über den Hamburger Hafen oder per Flugzeug einreisen. Dass dann vielleicht Kosten von der EU oder durch bilaterale Abkommen erstattet werden oder Personal gestellt wird, dürfte dieses Szenario für diese Länder nicht wirklich erträglicher machen. Gerade deshalb wird ja von dort schon länger eine neue Verhandlung über Dublin gefordert.“
“ Was Krefelds Politiker sagen, lesen Sie auf S. 14