Pellets statt Fernwärme

Der Energiemarkt ist umkämpft. Die SWK appellieren an die Stadt Krefeld, bei Neubauvorhaben zunächst die Versorgung mit ihren Produkten zu prüfen.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Auf dem ehemaligen Babcock-Gelände an der Parkstraße in Uerdingen sind 61 neue Häuser gebaut worden. Ganz in der Nähe der Entsorgungsgesellschaft Krefeld (EGK), die in der Müllverbrennungsanlage Energie für Fernwärme gewinnt. SWK-Vorstandschef Carsten Liedtke hätte deshalb gerne das nahe Neubaugebiet mit einem „eigenen Produkt“ versorgt. Doch die Baugesellschaft entschied sich für zwei kompakte Pellet-Heizungen für das gesamte Wohngebiet.

Der Energiemarkt ist deutschlandweit hart umkämpft. Ein Grund dafür sind die modernen Energiesparhäuser. Die unterscheiden sich je nach Typ in ihrem geringen Energieverbrauch. Beim Bau eines Passivhauses werden etwa 70 bis 80 Prozent an Heizenergie gegenüber einem herkömmlichen Niedrigenergiehaus und etwa 90 Prozent gegenüber einem konventionellen Neubau eingespart. In Uerdingen an der Parkstraße sind Niedrigenergiehäuser entstanden. Wegen des Einsatzes der Pellet-Heizung konnten die künftigen Hauseigentümer deshalb ihre Häuser günstiger über die KfW-Entwicklungsbank finanzieren.

Liedtke ist das aus unternehmerischer Sicht ein Dorn im Auge. Im letzten Ausschuss für Stadtplanung hat er einen Vortrag über den „Ausbau der energetischen Infrastruktur in Krefeld unter stadtplanerischen Gesichtspunkten“ gehalten.

Holz-Pellets bedeuteten eine höhere Belastung mit Feinstaub, sagt Liedtke. Die EGK-Fernwärme sei mit 0,7 Milligramm pro Kilowattstunde (mg/kWh) um ein 113-faches sauberer als Holzpellets mit 79 mg/kWh. Im Vergleich: Bei Erdgas liegt der Ausstoß bei 9, bei Heizöl bei 31 und bei Holzhackschnitzeln für Öfen bei 265 mg/kWh. Als Quelle sind der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband sowie die EGK genannt.

Der Anschluss an die Fernwärme lohne sich jedoch nicht für einzelne Einfamilienhäuser. Hier schlägt der SWK-Chef als Alternative die Versorgung durch das Gasnetz oder sogenannte Insellösungen wie Blockheizkraftwerke oder Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen vor. Dazu böten die SWK ein sogenanntes Wärme-Contracting an.

Der Pressesprecher der Schornsteinfeger-Innung, Ulrich Grüttner, kann die Bedenken bei Pellets — wie Liedtke sie äußert — nicht verstehen. Der Feinstaubgehalt bei diesen Anlagen sei so gering, dass aufgrund der 2010 verabschiedeten Richtlinien entsprechende Präzisions-Messgeräte erst entwickelt und hergestellt werden mussten. Als nachwachsender regenerativer Rohstoff seien Pellets außerdem CO2-neutral.

Im Rahmen des Klimaschutzes gelten ab 2015 für neu errichtete Pelletfeuerungsanlagen strengere Grenzwerte als bislang. „Feinstäube sind immer gefährlich“, sagt Jürgen Wettingfeld, planungspolitischer Sprecher der CDU. Wenn die Stadt die Möglichkeit habe, den Ausstoß grundsätzlich zu verringern, solle sie das tun. Deshalb schlägt er vor, bei Neuauflage oder Änderung von Bebauungsplänen einen Fernwärme- oder Gasanschluss bindend aufzunehmen. „Die SWK als städtische Tochter haben in Fernwärme- und Gasnetze investiert, dann sollte das Angebot auch genutzt werden.“