Nach öffentlicher Attacke Ponomarev – Der angezählte Investor
Krefeld · Lange lief für den Vorsitzenden des Fußball-Drittligisten KFC Uerdingen alles nach Plan. Jetzt wird er öffentlich attackiert – als Gesellschafter der Krefeld Pinguine.
Als die Spieler des KFC Uerdingen am Mittwoch ohne den beurlaubten Trainer Heiko Vogel zum Training in der Grotenburg erschienen, war Mikhail Ponomarev nicht zu sehen. Dabei war der Vorsitzende des Klubs bislang steter Besucher der Einheiten. Ponomarevs ambitionierte Ziele mit dem KFC sind akut gefährdet – Rang 17 in der 3. Liga.
Und jetzt droht weiteres Ungemach. Matthias Roos, Geschäftsführer der Krefeld Pinguine, sagt: „Leider kommt Mikhail Ponomarev seinen Verpflichtungen und Zusagen gegenüber der KEV Pinguine Eishockey GmbH seit Monaten nicht nach.“ Ponomarev ist seit geraumer Zeit auch Gesellschafter des Eishockeyclubs in der DEL. Roos weiter: „Sollte sich auch in den nächsten Wochen an seinem Verhalten nichts ändern, bleiben mir als Geschäftsführer nicht viele Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Dahingehend fordere ich Sie, Herr Ponomarev, nun öffentlich auf, Ihren Verpflichtungen und Zusagen gegenüber der KEV Pinguine Eishockey GmbH nachzukommen.“ Das kommt einer Ohrfeige gleich für einen Mann, der angetreten war, den Sport in Krefeld dauerhaft nach vorne zu bringen – und Geld zu verdienen. Aber was ist eigentlich schief gelaufen auf dem ehrgeizigen Weg des Investors Mikhail Ponomarev?
Die Anfänge beim KFC Uerdingen
Von Ex-KFC-Präsident Agissilaos „Lakis“ Kourkoudialos im Frühjahr 2015 ins Boot geholt, übernahm Mikhail Ponomarev im Sommer 2016 nach dem Rücktritt des langjährigen Vorsitzenden das Sagen beim KFC Uerdingen. Bereits einen Monat nach dem Amtsantritt kam es zum Zerwürfnis zwischen den ehemaligen Partnern. Lakis forderte rund zwei Millionen Euro für sein finanzielles Engagement in den Jahren als Vorsitzender. Der Verein bot dem Ex-Vorsitzenden 500 000 Euro. Es kam bis heute zu keiner Einigung. Gerichtsverfahren nicht ausgeschlossen.
Die Ziele des Investors
Angesprochen auf seine Ziele mit dem KFC Uerdingen, sagt Mikhail Ponomarev: Profifußball. Dort, wo Fernsehgelder bereits eine wesentliche Rolle spielen, will der Geschäftsmann hin. Namentlich: die 2. Bundesliga. Und das so schnell wie möglich. Dazu ließ der Investor im September 2017 die Anhänger des damaligen Regionalligisten über eine Ausgliederung der Profiabteilung abstimmen. Mit Erfolg. Neue Investoren, wie von Ponomarev verkündet, lockte die Ausgliederung aber bis heute nicht an. Finanziell ist der KFC komplett abhängig vom russischen Investor. Mit dem Aufstieg in die 3. Liga (2018/19) rief Ponomarev gleichzeitig das Ziel aus, schon in drei Jahren in der 2. Bundesliga zu spielen.
Wie erfolgreich war Ponomarev bislang?
Sportlich lief es in den ersten beiden Spielzeiten für den KFC unter Ponomarevs Führung beinahe reibungslos. In zwei Jahren feierte der Club zwei Aufstiege, von der fünftklassigen Oberliga schnurstracks in die 3. Liga. Seit der Saison 2018/19 stagniert das Erfolgsmodell. Nach Platz drei in der Hinrunde der vergangenen Saison ging es im Jahr 2019 rasant bergab. Elf Punkte in der Rückrunde 2018/19, nur zwei Siege in der aktuellen Spielzeit. Die Bilanz eines Absteigers. Dabei sind die Ambitionen ganz andere. Mit 8,25 Millionen Euro besitzt der KFC nach dem FC Bayern München II (31,9 Millionen Euro, Quelle: transfermarkt.de) den am besten bezahlten Kader der 3. Liga. Immerhin im Pokal war der KFC durch einen 2:1-Erfolg gegen den Wuppertaler SV erfolgreich, schied in der 1. Runde des DFB-Pokals gegen Borussia Dortmund allerdings aus.
Warum gelingt der
nächste Schritt nicht?
Der KFC ist mehr Durchlauferhitzer für Spieler und Trainer, als ein grundsolide ausgerichteter Fußballclub und hat auch wegen der Aufstiege kein wirkliches Fundament. Alles ging zu schnell. Sowohl spieltaktisch als auch personell ist das Team einem steten Wandel ausgesetzt. In den vergangenen drei Spielzeiten verließen 44 Spieler den KFC, 48 neue Kicker kamen dazu. In Michael Wiesinger, Stefan Krämer, den Interimscoaches Frank Heinemann und Stefan Reisinger sowie zuletzt Norbert Meier und Heiko Vogel versuchten sich bereits sechs Trainer beim KFC seit 2017.
Worum geht es beim Streit mit den Krefeld Pinguinen?
Mikhail Ponomarev ist seit diesem Jahr auch Gesellschafter der Krefeld Pinguine. Für den DEL-Klub geht es um die Existenz, weil Ponomarevs ausstehende finanzielle Verpflichtungen sich nach Informationen unserer Zeitung auf über 400 000 Euro beziffern. Zahlt er nicht, müsste Hauptgesellschafter Wolfgang Schulz die Löcher stopfen. Ist Schulz dazu nicht bereit, droht den Pinguinen die Insolvenz.
Wie lief es damals in Düsseldorf?
In der Landeshauptstadt mischte Ponomarev bei der DEG und der Fortuna mit. Bei der Fortuna, deren Führung Mahnungen wegen ausbleibender Zahlungen verschicken musste, war man nicht allzu traurig, als der Sponsoring-Vertrag mit Ponomarevs Firma endete. Bei der DEG, wo er 2013 als Gesellschafter eingestiegen war, hielt er ebenfalls nicht alle Versprechen. Immer wieder musste Mitgesellschafter Peter Hoberg Lücken stopfen, die Ponomarev hätte begleichen sollen. Das Geld hat er bis heute nicht überwiesen und wird es wohl auch nicht mehr tun. Es habe keine schriftlichen Vereinbarungen gegeben, ließ er wissen. Die gab es in der Tat nicht, nicht mal über das Trikotsponsoring. Auch Rechnungen für Vip-Logen bei Heim- und Auswärtsspielen wurden nicht vollständig beglichen. 2016 hatte die Stadt genug gesehen. Die spricht bei der DEG wegen gestundeter Mietzahlungen und des Sponsorings von Stadttöchtern ein gehöriges Wort mit. Also drängte sie Ponomarev aus dem Verein.