Projektidee Krefeld soll am Hafen einen archäologischen Park bekommen

Museumsleiterin Jennifer Morscheiser möchte den Garnisionsplatz Gelduba aus dem Dornröschenschlaf wecken.

Auf der Animation sind das Kastell Gelduba (oben) und die benachbarte Siedlung zu erkennen. Vorne der heutige Yachthafen.

Foto: Museum Burg Linn

Krefelds größter Schatz liegt unter Brombeergestrüpp und einer Pferdewiese versteckt: Am heutigen Hafenbecken befand sich vor 2000 Jahren das römische Kastell Gelduba, doch von den Spuren davon im Boden ist heute so gut wie nichts mehr zu sehen. Das soll sich nach den Vorstellungen von Dr. Jennifer Morscheiser, Leiterin des Museums Burg Linn, möglichst bald ändern: Dem Kulturausschuss hat sie am Mittwoch ihre Idee eines „Archäologischen Landschaftsparks Gelduba“ vorgestellt.

Oberbürgermeister Frank Meyer hat sie mit ihrer Begeisterung für dieses Projekt, dessen Idee erstmals am Lagerfeuer beim Kastellfest 2017 entstand, schon angesteckt. „Krefeld ist eine ausgezeichnete archäologische Adresse“, betont er bei der Vorstellung des Entwurfs mit Blick aufs Kastell und auf das größte archäologische Gräberfeld nördlicher der Alpen. Diesen Schatz könne man den Krefeldern mit Hilfe eines solchen Parks bewusster machen.

Niedergermanischer Limes soll Unesco-Weltkulturerbe werden

Doch auch Besucher von außerhalb sollen kommen, um auf dem Gebiet von Gellep-Stratum einen Teil des Niedergermanischen Limes’ kennenzulernen. Dieser soll zwischen Katwijk in den Niederlanden und Remagen im Juli 2021 als Unesco-Weltkulturerbe eingetragen werden. „Es sieht gut aus“, berichtet Jennifer Morscheiser. Der Landschaftspark Gelduba könne hier zu einem wichtigen überregionalen Vermittlungspunkt werden, da er in der Mitte zwischen Köln und Xanten liege.

Die Reste des Kastells, in dem ab dem Jahr 71 nach Christus über hunderte von Jahren rund 500 Mann starke Reitertruppen stationiert waren, sind ein Bodendenkmal. Zu erkennen ist es überwiegend nur aus der Luft und mit Hilfe von Laserscan-Aufnahmen als Bodenerhebungen. Hier ist es der ehemalige Lagergraben, dort der einstige Tordurchlass, den Fachleute darauf identifizieren können. „Das ist noch nicht so richtig eindrucksvoll“, räumt die Museumsleiterin ein. Das gilt selbst für die Fundament-Reste eine Kastellturms, da sie derzeit unter besagtem Brombeergestrüpp im Dornröschenschlaf liegen.

Jennifer Morscheiser möchte sie daraus erwecken – und das mit Hilfe modernster Präsentationsmittel. Möglich wäre zum Beispiel die Freilegung der Fundamente unter einer Glasabdeckung und eine Turm-Rekonstruktion in Stahl und Glas. Mit Hilfe der Museums-App könnten Besucher des vier Hektar großen Areals die Mauern und Türme des Kastells auf ihrem Smartphone über die sogenannte Augmented reality wieder lebendig werden lassen.

Nachbauten von Gebäuden
wird es in Krefeld nicht geben

Doch die Projektidee geht noch weiter. An der Gelleper Straße könnte in Höhe des einstigen Lagertores eine Informationstafel stehen. Der am Hafenbecken schon vorhandene Info-Punkt zum Lager, der derzeit in einem wenig erfreulichen Zustand ist, soll nach den Vorstellungen der Museumsleiterin mit Grillplatz und Aufenthaltsbereich aufgewertet werden. An anderer Stelle plant sie einen Abenteuerspielplatz mit archäologischem Hintergrund ein, wie man ihn zum Beispiel auch im Archäologischen Park in Xanten findet.

Präsentationen wie dort mit Nachbauten von Gebäuden wird es in Krefeld nicht geben: Das sei im Bereich eines Bodendenkmals nicht machbar, sagt Morscheiser. Denkbar wäre aber, die einstigen Mauern mit einer Heckenbepflanzung nachzustellen. Eine Anbindung an das Radwegenetz und ein beschilderter Verbindungsweg durch den Greiffenhorstpark zur fünf Kilometer entfernten Burg gehören ebenfalls zur Projektidee.

Zu deren Verwirklichung hofft die Museumsleiterin auf breite Unterstützung. Mögliche Kooperationspartner wären Vereine, darunter der Bürgerverein Gellep-Stratum, die Freunde des Museums Burg Linn und der Stadtsportbund. Doch auch die Universitäten Düsseldorf und Frankfurt, die Hochschule Niederrhein, Hafen GmbH, Industrie und das Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland möchte sie mit ins Boot holen. Und natürlich die Stadt Krefeld selbst. Viele Gespräche im Vorfeld habe es schon gegeben, berichtet Morscheiser.

1,2 Millionen Euro sind der kalkulierte Kostenrahmen. 80 Prozent könnten ihrer Auskunft nach über Fördertöpfe finanziert werden. Zehn Prozent soll die Stadt, zehn Prozent ein Crowdfunding-Projekt beisteuern, an dem sich alle Interessierten beteiligen könnten. Für Oberbürgermeister Frank Meyer steht jetzt schon fest, dass der Archäologische Park „ein neuer Ort der Freizeitgestaltung“ in der Region werden könnte – und das ohne Eintrittsgelder.

Nach der Vorstellung des Projekts im Kulturausschuss folgt jetzt eine öffentliche Bürgerinformationsveranstaltung. Diese beginnt am Dienstag, 1. Oktober, 19 Uhr, in St. Andreas in Stratum.

Bis März 2020 könnten die Prüfung der Genehmigungsvorbehalte und die Einreichung der Förderanträge folgen. Im September 2020 würde dann die Umsetzung des Projekts beginnen. Im August 2021 käme die Eröffnung gerade rechtzeitig zur Ernennung des Niedergermanischen Limes als Unesco-Weltkulturerbe. Ob sich dies alles so schnell umsetzen lässt, ist allerdings noch offen. „Der Zeitplan ist ambitioniert“, räumt die Museumsleiterin freimütig ein.