Bauen Stadt denkt an „grüne“ Neubauten
Krefeld · Gebäude der Zukunft sollen ökologisch sein. Verwaltung beteiligt sich an Förderprogramm.
Die Gebäude der Zukunft sollen gesund und nachhaltig sein. Diesen Gedanken verfolgt ein Projekt mit dem etwas sperrigen Namen „Healthy Building Network“. Dabei geht es um ökologisches Bauen. Ziel ist eine effiziente Nutzung von Rohstoffen, die in einer Kreislaufwirtschaft lange und hochwertig genutzt werden, wodurch letztendlich kein Abfall produziert wird. Die Bauweise soll menschen- und umweltfreundlich sein. An dem von der EU, dem Land NRW und der Provinz Limburg geförderten Projekt sind Krefeld, Venlo sowie Mönchengladbach und der Kreis Viersen beteiligt.
Bereits im Herbst 2018 haben die vier Partner auf der Gewerbe-Immobilien-Messe „Expo Real“ in München einen Kooperationsvertrag unterschrieben. Krefeld war durch Oberbürgermeister Frank Meyer vertreten. Gemeinsames Ziel sei es, eine Wissens- und Modellregion zu werden für gesundes Bauen, erklärte damals Andreas Coenen, Landrat im Kreis Viersen. Als öffentliche Verwaltung wolle man mit gutem Beispiel vorangehen.
Venlo investierte 50 Millionen Euro in sein Stadthaus
Wie dieses gesunde Bauen funktionieren kann, ist in Venlo zu sehen: Das 2016 eröffnete Stadthaus (Stadskantoor) wurde nach dem Prinzip der Kreislauf-Wirtschaft (Fachbezeichnung: cradle to cradle) errichtet und ist dominiert von seiner begrünten Glasfassade. Der Innen- und der Außenbereich gehen ineinander über. Der Energieverbrauch beträgt nur ein Drittel des vorherigen Standortes. Das Gebäude erzeugt selbst Energie, die Luft im Inneren ist sauberer als die Außenluft. Mehr noch: Das Stadskantoor reinigt in einem Kreis von 500 Metern 30 Prozent Feinstaub und CO2. Und sogar die Krankentage der Rathaus-Mitarbeiter haben laut Bürgermeister Antoine Scholten im ersten Nutzungsjahr stark abgenommen. Sämtliche Bau-Materialien sind wieder verwertbar, 50 Millionen Euro wurden investiert.
Könnte das neue Verwaltungsgebäude, das am Theaterplatz entstehen soll, nach ähnlichen Kriterien gesund und „grün“ gebaut werden? Dort soll laut Ratsbeschluss ein Neubau für einen Teil der Stadtverwaltung entstehen, der mit dem Rathaus eine „Achse der Verwaltung“ bilden soll. „Gerade mit einem Neubau böte sich diese Chance“, bestätigt Eckart Preen, Leiter der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG). Er freue sich daher, dass Oberbürgermeister Frank Meyer Interesse zeige, solche Projekte in Krefeld umzusetzen.
Die WFG ist seitens der Stadt Projektpartnerin bei „Healthy Building Network“. „Sie ist mit dem Thema in der Unternehmerschaft auf teilweise großes Interesse gestoßen“, berichtet Angelika Peters vom Presseamt der Stadt. Dabei sei von einigen Stellen sogar die Absicht bekundet worden, ein neues Gebäude in dieser Richtung zu bauen. „Konkrete Planungen sind allerdings noch nicht bekannt“, sagt Peters. Dasselbe gelte derzeit auch für die Bauaktivitäten in städtischer Regie.
Laut Eckart Preen denkt aber zum Beispiel das IT-Unternehmen bytes@work aus Dortmund darüber nach, in Fichtenhain die Idee des gesunden Bauens umzusetzen. Die Firma hat im Vorjahr das Gebäude Campus Fichtenhain 70 gekauft und plant, einen nicht denkmalgeschützten Anbau durch einen Neubau zu ersetzen.
Krefelder Büro plant nachhaltigen Bau fürs Kreisarchiv in Dülken
Im benachbarten Kreis Viersen ist man schon weiter: Der erste Spatenstich für das neue Kreisarchiv in Viersen-Dülken wird derzeit vorbereitet. Es soll unter Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit errichtet werden. Die Pläne dazu stammen vom Krefelder Büro DGM.
Wissenschaftlich begleitet wird das Gesamtprojekt „Healthy Building Network“ von der Universität Maastricht. Studien haben ergeben, dass das Arbeitsumfeld Einfluss auf das Wohlbefinden und die Produktivität der Mitarbeiter hat. Es geht also nicht nur um Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung, sondern besonders darum, ein Gebäude zu konzipieren, das für die Menschen darin gesund ist bzw. zu deren Gesundheit beiträgt. „Wir würden mit einem solchen Bau ein klares Signal geben, dass uns die Gesundheit der Menschen am Herzen liegt“, sagt Eckart Preen.
Wie geht es jetzt weiter? Nach Auskunft des WFG-Geschäftsführers wird es in diesem Jahr weitere wissenschaftliche Untersuchungen über die Frage geben, welche Vorteile das umweltfreundliche Bauen hat. Mit dem Ergebnis gehe man dann in ein Symposium, das am 14. November im Mies-van-der-Rohe-Business-Park stattfinden wird. Ziel soll es weiter sein, die Bau- und Immobilienbranche dafür zu gewinnen, gesundes Bauen umzusetzen.