Projekt: Krefelder spenden für „Das tägliche Brot“
Rund 200 Bedürftige stehen derzeit auf der Liste. Samstag war ein besonderer Tag.
Krefeld. Gunda Hagens und Karl-Heinz Hermanns sind tief gerührt. Das haben sie am allerwenigsten erwartet. Ausgerechnet die Menschen, die so wenig besitzen, haben gesammelt für das Team von "Das tägliche Brot" und ihnen kleine Geschenke wie Süßigkeiten mitgebracht. Eine Frau hat sich vor der Traube der Wartenden positioniert, steht mit brennender Kerze vor der punkt 12 Uhr geöffneten Tür und trägt ein Gedicht und Dankesworte vor.
Es ist der letzte Samstag vor Weihnachten, und wie jeden Samstag will das Projekt der Pfarren Dionysius, Norbertus, Josef und Liebfrauen die Bedürftigen dieser Stadt am Überfluss der Wohlstandsgesellschaft teilhaben lassen. Berge von frischem Gemüse, Salat und Obst türmen sich im Nachbarhaus des Pfarrbüros am Dionysiusplatz. Portionstüten werden gepackt, Kisten gestapelt. An die 20 Helferinnen und Helfer wuseln hin und her.
An diesem besonderen Tag soll es auch noch besondere Gaben geben. So ist die Treppe im Zwischengang mit prall gefüllten Stoffbeuteln zugebaut. "200 Stück", stellt Hermanns zufrieden fest: Kaffee, Tee, Süßigkeiten, Nüsse, eine Kerze und natürlich ein Weihnachtsgruß. Im Pfarrbüro sortiert Katja Schweeberg, die zum Leiter-Team gehört, gespendete Spielsachen und 90 zusätzliche Pakete, von privaten Spendern liebevoll zusammengestellt.
Zurück zum Eingang: Hier hat Gunda Hagens alle Hände voll zu tun. Denn die Besucher werden registriert. Ein kleines Mädchen zeigt für seine Mutter die Gästekarte vor. 208 Familien und Einzelpersonen sind derzeit beim "Täglichen Brot" eingetragen. "Wir haben ein Wechselsystem", erklärt Hagens. "Jede Nummer darf mal zuerst die Waren aussuchen." Bei 150 bis 200 Menschen, die das Projekt am Samstag aufsuchen, gibt es am Ende nicht mehr die große Auswahl.
Bei den Helferinnen und Helfern hinter der Theke ist derweil Hektik ausgebrochen. Alte Leute halten verschämt gebrauchte Plastiktüten auf und nehmen dankbar Obst und Gemüse entgegen. Familien drängeln sich durch die Gänge, mit großen Taschen ausgestattet. Die Augen eines kleinen Mädchens werden ganz groß, als es zum Brot noch eine Tüte Teilchen entgegen nehmen darf. "Danke", flüstert sie. Eine Mutter ist begeistert, als sie hört, dass hinter dem Haus noch 45 Nordmanntannen warten.
Es gibt auch diejenigen, die mit Flunsch manches ablehnen. Das ist in den fast drei Stunden der Lebensmittelausgabe aber die Ausnahme. Bei den meisten ist zu spüren, wie sehr sie diese Hilfe nötig haben. Selten ist die Bedürftigkeit am Äußeren abzulesen. Wer in den drei Stunden an der 80-jährigen Lisa - "wir duzen uns hier alle" - vorüberzieht, ist überwiegend sehr gepflegt. Zunächst war "Das tägliche Brot" ohne Nachweis der Bedürftigkeit gestartet. Erst im Laufe der Kooperation mit der Krefelder Tafel ist umgestellt worden. "Doch die Angaben der Leute stimmten", widerlegt Hagens ein Vorurteil.
Zum Schluss sind wieder fast 200 Menschen versorgt worden, nahezu alle Kisten geleert. Die Helfer trinken eine Tasse Kaffee, dann geht’s nach Hause. "Bis nächsten Samstag."