Krefeld Prozess: Kontrahenten prügeln sich um Freundin

Richterin verurteilt 22-Jährigen zu einer Strafe von 2200 Euro.

Foto: Arne Dedert

Krefeld. Erstaunliche Gedächtnislücken hatten mehrere Verfahrensbeteiligte am Mittwoch vor dem Amtsgericht. Da ging es um eine heftige Schlägerei im September 2015 und eine weitere Auseinandersetzung wenige Tage danach. Ausgetragen wurden beide zwischen dem heute 22-jährigen Angeklagten aus Krefeld und einem 21-Jährigen, der inzwischen in Bochum lebt.

Der Angeklagte „vergaß“ zu erwähnen, dass der Zeuge der Ex-Freund seiner jetzigen und damaligen Freundin war. Vielmehr sagte er: „Man kennt doch fast alle in Krefeld in seinem Alter.“ Erst auf Nachfrage der Richterin rückte er damit heraus, dass es sich bei dem 21-Jährigen um den Ex-Partner seiner Freundin handelt.

Der wiederum sagte, dass er bis zu der Schlägerei gar nicht gewusst habe, dass es sich bei dem Angreifer um den „Neuen“ seiner „Ex“ handele. Den Vogel schoss die 25-jährige Frau ab, die ebenfalls als Zeugin aussagte. Auf die Frage, ob sie den 21-Jährigen kenne, sagte sie: „Ich kenne ihn nur vom Sehen.“

Dabei blieb sie erst mal, trotz mehrfacher Nachfragen der Richterin. Als die sie eindringlich an ihre Wahrheitspflicht als Zeugin erinnerte, bestätigte die Frau dann aber doch das, was bereits mehrfach ausgesagt wurde: eine mehrmonatige Beziehung mit dem 21-Jährigen. Bereits seit mehreren Jahren sei sie aber mit dem Angeklagten in einer Partnerschaft. Ob diese Konstellation Ursache der Schlägerei war, ließ sich nicht restlos aufklären.

Der Mann wurde wegen Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 2200 Euro verurteilt, die sich aus 220 Tagessätzen zu je zehn Euro zusammensetzten. Die Richterin glaubte ihm nicht, dass er sich in der Nacht vom 5. auf den 6. September 2015 nur gegen einen Angriff des 21-Jährigen verteidigt habe.

Das Opfer hatte ausgesagt, dass der Angeklagte ihm mehrfach ins Gesicht geschlagen und ihn — als er zu Boden ging — getreten hatte. Er erlitt mehrere Prellungen und kann bis heute nicht beschwerdefrei atmen. Einige Tage später traf er noch mal auf den Angeklagten. Dieser war offenbar sauer, weil der Verprügelte ihn angezeigt hatte. Diesmal schubste er das Opfer nur und gab ihm eine Kopfnuss. Das Geschehen wurde auf Video aufgezeichnet, was die Wahrheitsfindung erleichterte. sp