Einkaufen Räumungswelle trifft die Krefelder Königstraße
Zahlreiche Geschäfte an der Einkaufsstraße stehen leer oder werben mit dem Ausverkauf. Woran liegt es? Die WZ hat vor Ort nachgefragt.
Krefeld. Wer von der Markstraße in die Königstraße einbiegt, kann es nicht übersehen. In vielen Schaufenstern prangen Plakate, auf denen mit „Räumungsverkauf“ und hohen Prozenten um die letzten Kunden geworben wird — vorzugsweise in den Signalfarben gelb und rot. Der Eindruck eines regelrechten Ausverkaufs ist auch Gesprächsthema bei den Passanten.
„Oh, sie schließen, dann müssen sie sich jetzt einen neuen Job suchen?“, fragt eine Kundin an der Kasse bei „Milano meets Frieda & Freddies“. Verkäuferin Rita Aliasghar scheint der Schließung des Modegeschäfts gelassen entgegenzusehen. Sie sei Rentnerin und habe die Tätigkeit aus Freude an der Arbeit angenommen. „Die Mieten an der Königstraße sind zu hoch, das bringt die Straße nicht mehr“, sagt sie. Für viele Kunden sei Krefeld nicht mehr attraktiv: „Meine Freundinnen gehen auch lieber in Düsseldorf einkaufen“, sagt die Verkäuferin, die durchaus eine Verbindung zur Seidenstadt habe, da sie schon in mehreren Modegeschäften gearbeitet habe.
Noch vor drei Jahren sei die Kundschaft „anders“ gewesen. Mittlerweile sei oft ein Publikum in Krefeld unterwegs, das vorzugsweise „billig“ einkaufen möchte. Ein paar Meter weiter klingen ähnliche Töne an. „An Samstagen und bei Aktionen in der Innenstadt geht es“, aber ansonsten sei nur wenig Kundschaft auf der Straße unterwegs, sagt eine Verkäuferin, die ihren Namen lieber nicht der Zeitung lesen möchte. Ihre Geschäftsführer hätten es fünf Jahre probiert, jetzt laufe der Mietvertrag aus. Im Internet wird die Immobilie mit insgesamt 199 Quadratmeter Fläche für 5000 Euro Miete pro Monat angeboten. Im Mietspiegel der IHK Mittlerer Niederrhein wird für die „1b-Lage“ der Königstraße ein Quadratmeterpreis von sieben bis 32 Euro angegeben.
Die aktuelle Entwicklung zeige, dass „diese Händler keine ausreichend guten Geschäfte gemacht haben“, sagt Christoph Borgmann, Vorsitzender der Werbegemeinschaft und Geschäftsführer von Borgmann Sport. Der Geschäftsmann nennt Positiv-Beispiele wie „Studio Reichenberg“ mit exklusiver Mode. Es sei sehr viel in Bewegung an der Königstraße. Entscheidend sei, dass Immobilieneigentümer erkennen, dass die Vermietung von Ladenlokalen kein „Se´lbstläufer“ mehr ist, sondern dass sie mit im „Boot sitzen“ und mit den Händlern zusammen neue kreative Lösungen entwickeln müssen. Hier nennt Borgmann Beispiele wie sich am Umsatz orientierende Mieten, kürzere Mietlaufzeiten für beispielsweise Pop-up-Stores, die auf begrenzte Zeit Leerstand nutzen, und neue Fassadenlösungen.
Dem kann Holger Leroy, zuständig für Ladenflächenmanagement bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, nur zustimmen. Gerade weil der Onlinemarkt den Handel vor Ort zu neuen Konzepten zwinge, müssten auch Vermieter umdenken. „Filialisten möchten eher Mietverträge über ein bis zwei Jahre“, sagt Leroy. Existenzgründer könnten am Anfang nicht mehrere Tausend Euro Miete bezahlen. Die derzeitige Häufung von Räumungen sei Zufall. Ein derartiger Wandel sei übers Jahr gesehen an der Königstraße im normalen Rahmen. Und: „Ich weiß von mindestens zwei Immobilieneigentümern, die in Verhandlungen mit neuen Mietern stehen“, so Leroy.