Warmhaus soll im Winter eröffnet werden Richtfest im Krefelder Zoo: So sieht es im neuen Affenhaus aus

Krefeld · Für den ersten Bauabschnitt des „Artenschutzzentrums Affenparks“ im Krefelder Zoo konnte Richtfest gefeiert werden.

Ein Meilenstein für den Krefelder Zoo ist der Bau des Drei-Arten-Warmhauses im neuen „Artenschutzzentrum Affenpark“. Beim Richtfest am Mittwoch nannte Oberbürgermeister Frank Meyer die 11,5 Millionen Euro teure Anlage „die Stein gewordene Antwort Krefelds auf die Katastrophe“. Denn ohne den schrecklichen Brand im Affentropenhaus in der Neujahrsnacht vor viereinhalb Jahren und dem enormen Rückhalt in der Stadt, den der Zoo anschließend erfuhr, wäre ein solcher Neubau nach den modernsten Standards der Tierhaltung nicht möglich gewesen.

Friedrich Berlemann als Vorsitzender der Zoofreunde erinnerte vor den zahlreichen Ehrengästen des Richtfestes (darunter neben Politikern auch Vertreter von Feuerwehr und Polizei) an die enorme Spendenbereitschaft der Krefelder nach der Brandkatastrophe. Vom Zerschlagen eines kleinen Sparschweins bis zur sportlichen Großveranstaltung unter dem Motto „Vier für Krefeld“ in der proppevollen Glockenspitzhalle reichten die Aktionen, die zur Finanzierung beigetragen haben. „Die Bürgerschaft steht hinter dem Zoo“, betonte Berlemann. Auch der Verein der Zoofreunde ist nach dem Feuer um mehr als 1800 auf nun 6500 Mitglieder gewachsen.

Wolfgang Dreßen ist der „geheime“ Architekt

Architekt des neuen, zweigeteilten Warmhauses ist Heinz Berger – zumindest offiziell. Wie er nämlich verriet, habe der ehemalige Zoodirektor Wolfgang Dreßen, der ebenfalls zum Richtfest erschienen war, in Wahrheit die Anlage entworfen und dies in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Tierpflegern Benjamin Harr und Daniel Schmidt. Das Tierwohl habe dabei oberste Priorität gehabt, so die heutige Zoodirektorin Stefanie Markowski.

Am Richtkranz vor dem Neubau stehen (v.l.) Heidi Matthias (Vorsitzende Aufsichtsrat Zoo), Oberbürgermeister Frank Meyer, Stefanie Markowski (Leiterin Zoo), Frank Rusch (kaufmännischer Leiter), Friedrich Berlemann (Vorsitzender Zoofreunde) und Architekt Heinz Berger.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Die räumliche Struktur im Haus, das Anfang 2025 eröffnet werden soll, macht es zum Beispiel möglich, dass es für die flexiblen Gruppenstrukturen von Schimpansen unterschiedliche Räume gibt. Und wie in der Natur können sich im zweiten Teil des Hauses junge Gorillamännchen von ihren Artgenossen im benachbarten Gorillagarten absondern. Es gibt Räume für Beschäftigung und medizinisches Training, das die Besucher durch Glasscheiben verfolgen können. Weitere Räume dienen der Forschung, weshalb bei der Gestaltung die Anforderungen des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig umgesetzt worden sind.

In den Innenanlagen leben die Tiere (zu den Schimpansen und Gorillas gesellen sich Mangaben) größtenteils auf Naturboden. Über Oberlichter wird Tageslicht einfallen. Wo dies nicht möglich ist, wird künstliches Licht eingesetzt, das wie in der Natur von dunkel zu hell und von hell zu dunkel gesteuert wird. Dies gehört zu den Anregungen der Tierpfleger.

Polier Manuel Berg mit Stefanie Markowski und Frank Rusch (v.l.) beim Richtspruch.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

„Zoos haben eine Arche-Funktion“, hob Markowski ebenfalls hervor. Denn der Artenschutz sei ihr gesellschaftlicher Auftrag – im besten Fall können Tiere, die hier zur Welt kommen, später in ihrem natürlichen Lebensraum angesiedelt werden. Mit Spitzmaulnashörnern aus Krefeld ist dies wiederholt gelungen.

Das neue Warmhaus als erster Bauabschnitt des Artenschutzzentrums wird über zwei Außengehege verfügen. Diese werden mit Netzen überspannt und mit den Innengehegen über Schleusen verbunden. Die Dächer werden begrünt und mit PV-Anlagen versehen, die Heizung befindet sich über die sogenannte Betonkernaktivierung in den Wänden, zudem wird das Haus ans Fernwärmenetz angeschlossen – wie perspektivisch der gesamte Zoo.

Die Besucher des Richtfestes und die Teilnehmer einer WZ-Verlosungsaktion durften sich das neue Warmhaus für Schimpansen, Gorillas und Mangaben schon einmal genauer ansehen. Die Finanzierung der Anlage ermöglichen Spenden, Stiftungsgelder, die Stadt und die Feuerversicherung.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Nach den Reden mit vielen Dankesworten und Informationen kam die Stunde des Richtspruchs. Den hatte Polier Manuel Berg gereimt, von Stefanie Markowski und dem kaufmänniaschen Leiter Frank Rusch ließ er sich den dazu gehörenden Schnaps reichen. Die beiden Zoo-Verantwortlichen mussten kräftig mittrinken, ließen anschließend aber noch zielsicher ihre Gläser auf dem Betonboden zerschellen. Später hatten auch die Gewinner einer WZ-Verlosungsaktion Gelegenheit, sich das Warmhaus von innen anzuschauen. Meinung S. 16