Naturschutz Flöthbach: Anwohner ärgert Kahlschlag
Vom 1. März bis 30. September verbietet das Bundesnaturschutzgesetz Bäume zu fällen sowie Hecken, Gebüsche und Gehölze radikal zurückzuschneiden oder gar zu auszumachen. Schließlich sind sie Lebensstätten wild lebender Tierarten und bei den milden Temperaturen beginnt bereits jetzt die Brutzeit der Vögel.
Deshalb war es vor einer Woche der letztmögliche Zeitpunkt in diesem Frühjahr, zwei dicht bewachsene Flächen am Boomdyk Höhe Gut Steuwen zu roden. Die Aufregung der davon überraschten Anwohner war dennoch groß.
„Nach der Schneeschmelze erwachte gerade wieder die Natur, die ersten Bodenbrüter hatten in dem Biotop begonnen ihre Nester zu bauen und die Igel waren noch im Winterschlaf, da fährt das beauftragte Unternehmen mit der Bodenfräse darüber und macht alles dem Erdboden gleich“, empört sich eine der Anwohnerinnen, die namentlich nicht erwähnt werden will. Sie empfindet diesen Umgang mit der Natur als rabiat. Für die im oder am Landschaftsschutzgebiet wohnenden Krefelder sei so etwas – zu Recht – verboten, scheinbar aber nicht für die Stadt ist ihr Eindruck.
Verstärkt hat es in den vergangenen Wochen Kritik am Kommunalbetrieb Krefeld gegeben, der Sträucher und kleinere Bäume im öffentlichen Raum radikal bis auf den Boden zurückschneiden lässt, anstatt zwei, drei Jahren hintereinander immer nur einzelne Äste runter zu schneiden, damit die natürliche Wuchsform des Gehölzes und der Lebensraum der Tierwelt erhalten bleibt.
Die Antwort auf die Nachfrage unserer Redaktion dauerte zunächst, weil verwaltungsintern erst die Zuständigkeit geklärt werden musste. Jetzt kam die Antwort. Die beiden Flächen liegen am Flöthbach, dessen Renaturierung vor drei Jahren begonnen hat. Im vergangenen Jahr ist die angrenzende Grabenfläche durch beauftragte Unternehmen gepflegt worden. Und der Kommunalbetrieb Krefeld hatte die Gehölzüberhänge zurückgeschnitten, Totholz aus den Bäumen entfernt und die vorhandenen Kopfweiden fachmännisch beschnitten.
Dabei sei laut KBK festgestellt worden, dass mehrere Bäume auf dem Gelände noch nicht im Baumkataster erfasst sind, andere bereits abgestorben waren und eine Baumpflege bislang nicht erfolgte. „Um das Gelände für die notwendigen Baumkontrollen und anschließenden Pflegemaßnahmen zugänglich zu machen, wurde die Grünfläche entsprechend bearbeitet“, teilt Jürgen Pannenbecker für den KBK mit. Der zugewachsene Graben werde in den kommenden Tagen noch mit einer ferngesteuerten Raupe geschnitten.
Am Uferbereich der Wasserfläche in der Grundstücksmitte sei zum Schutz von Vögeln und Amphibien ein Randstreifen mit Brombeeren und jungen Birken erhalten geblieben ebenso wie alle Bäume. Die jetzt gemulchte Fläche werde in im nächsten Jahr wieder eingrünen. Das wünschen sich auch sehnlichst die Anwohner von Boomdyk und Seidenweberstraße.