Schüler rauben Tankstellen aus

Dank eines Zeugen nimmt die Polizei eine vierköpfige Bande fest.

Krefeld. Weil er sich beim Rausstellen seiner Mülltonne über drei junge Männer wunderte und die Polizei rief, hat ein Bockumer (61) für die Aufklärung einer ganzen Raubserie gesorgt. Vier Schüler — zwei 18- und zwei 19-Jährige — sollen seit dem 29. Oktober 2011 mindestens viermal Tankstellen ausgeraubt haben. Dabei waren sie mit einer so genannten Softairpistole bewaffnet, die einer Dienstpistole der Polizei täuschend ähnlich sieht. Zwei der Tatverdächtigen sitzen jetzt in Untersuchungshaft.

Nach Ansicht von Kriminaldirektorin Anette Cruel war die Gruppe offensichtlich auf dem besten Wege, eine schwere kriminelle Laufbahn einzuschlagen. „Wir haben genau im richtigen Moment zugegriffen.“ Denn als der Anwohner der Uerdinger Straße am frühen Morgen des 25. Februar um 6.20 Uhr die drei jungen Männer bemerkte, die sich ins Gebüsch schlugen, da hat er durch seinen Anruf bei der Polizei aller Wahrscheinlichkeit nach einen Überfall auf einen benachbarten Supermarkt vereitelt. Noch vor dessen Öffnung hatten drei der Bandenmitglieder immer wieder durchs Fenster hineingeschaut. Die Polizei glaubt, dass sie bei der Öffnung des Geschäfts zuschlagen wollten.

Das hätte nach Ansicht von Ermittlungsführer Robert Lax noch eine Steigerung der kriminellen Energie bedeutet. Zuvor hatten die jungen Männer „nur“ im laufenden Betrieb von Tankstellen zugeschlagen: Am 29. Oktober 2011 an der St. Töniser Straße, am 31. Oktober an der Alten Gladbacher Straße, am 1. Februar erneut an der St. Töniser Straße und am 16. Februar an der Uerdinger Straße in Bockum — nur 200 Meter vom Supermarkt entfernt, den die Bande am Morgen des 25. Februar ausbaldowerte.

Dort konnten aufgrund des Zeugenhinweises zwei junge Männer sofort und einer nach kurzer Flucht festgenommen werden. Die Waffe hatten die Verdächtigen noch versucht, unauffällig ins Gebüsch zu werfen — doch die Beamten hatten das gesehen und stellten sie sicher.

Sie ist ebenso auf Videoaufzeichnungen von den Tankstellenüberfällen zu erkennen wie die dunkle Kleidung, schwarzen Masken und weißen Handschuhe, die bei den Taten getragen wurden. Dazu trugen die Räuber oft weiße Sneaker. Warum sie dieses vergleichsweise auffällige Outfit wählten, dafür hat die Polizei keine Erklärung.

Die Überfälle — Beute: jeweils mehrere hundert Euro — sollen in wechselnder Beteiligung begangen worden sein. Einmal ging offenbar auch einer der jungen Männer allein los, weil er sich das Geld nicht teilen wollte. „Die Tatverdächtigen stammen alle aus vernünftigen Elternhäusern“, sagt Kriminalhauptkommissar Lax. Zwar sind die vier Schüler alle vorbestraft, einer erst im Januar wegen eines Raubes. Trotzdem seien „die Eltern aus allen Wolken gefallen“, als sie von den Taten erfuhren.

Wegen schweren Raubes drohen den Verdächtigen drei bis fünf Jahre Haft. Die Polizei prüft, ob sie für noch mehr Überfälle in Frage kommen — unter anderem ein weiterer auf die Tankstelle St. Töniser Straße im Oktober 2010.