Seidenweberhaus: Investor muss sich Wettbewerb stellen - Krefeld bekräftigt Ausschreibung
Beate Zielke ist sicher, dass die Politik keinen Erbbauvertrag ohne Vorgaben abschließen lässt. Der mögliche Investor Gerald Wagener sagt, er sei dann raus.
Krefeld. Die Debatte um die Zukunft von Seidenweberhaus und Theaterplatz tobt seit Tagen in Kneipen, Wohnzimmern und ganz intensiv in den sozialen Medien. Nun scheint geklärt: Investor Gerald Wagener wird sich einem Wettbewerb stellen müssen, wenn er den Zuschlag für sein Multifunktionsprojekt Kongresszentrum plus Hotel erhalten will.
Stadtdirektorin und Juristin Beate Zielke stützt die Einschätzung des Planungschefs Martin Linne. Sie sagt erstmals deutlich: „Ein Verkauf ist ja ausgeschlossen, und wenn ein Erbbauvertrag abgeschlossen wird, indem die Stadt Vorgaben zu Funktionalität und Nutzung macht, sogar als Pächter vorgesehen ist, muss ausgeschrieben werden.“
Und wenn die Stadt Wagener das Erbbaurecht überträgt, ohne Vorgaben zu machen? Das schließt Zielke rein logisch aus. „Wir benötigen dann Ersatz für die Veranstaltungsstätte Seidenweberhaus und sollen nach heutigem Stand der vorgestellten Planung 30 Jahre lang für jeweils 1,5 Millionen als Pächter fungieren. Ich möchte dem Rat ja nicht vorgreifen, aber glauben Sie wirklich, die Politik gibt dieses Filetstück aus der Hand, lässt den Investor mal bauen und guckt erst dann, ob die Stadt sich irgendwie einmieten kann?“
Gerald Wagener gibt der Stadtdirektorin sogar Recht: „Wir haben genau diesen Umstand berücksichtigt in unserem Konzept. De jure bauen wir, was die Stadt benötigt, ohne dass sie selbst Vorgaben machen muss. Es gibt 100 Gründe, auszuschreiben, und 100 Gründe, nicht auszuschreiben. Die Frage ist, was politisch gewollt ist.“ Außerdem bekräftigt Wagener noch mal: „Nein, wir werden uns in keinen Wettbewerb begeben. Wir sind an effizienter Arbeit interessiert und sind kein Konzern oder eine Behörde, die Ressourcen für sehr langjährige auf aufwendige Prozesse hat. Falls wir uns aus dem Projekt verabschieden, werden wir sehr interessiert beobachten, was weiter passiert“. Zum Stand der Diskussion: „Wer will, findet Lösungen, wer nicht, will Gründe. Wenn die Krefelder Bürger sich in den nächsten zehn Jahren noch am Seidenweberhaus erfreuen sollen, ist der Weg von Herrn Linne sicher der Richtige.“
Der Gestaltungsbeirat der Stadt Krefeld ist ganz bei der Verwaltung. Vorsitzender Rainer Lucas lässt keinen Zweifel daran, dass nur ein Ideenwettbewerb auch der geschichtlichen Bedeutung des Projektes Rechnung tragen kann. „Und zwar kein Einladungswettbewerb, bei dem die Stadt gezielt Planungsbüros anspricht, das sieht auch die Architektenkammer kritisch. Sondern ein offener Zweistufen-Wettbewerb.“
In solchem seien viele Dutzend Bewerbungen, teilweise von jungen, innovativen Architekten, zu erwarten. Nach einer Vorauswahl gehe es dann in die Vertiefungsphase. „Das ist superdemokratisch und nur so wird sich am Ende das beste Modell durchsetzen“, ist Lucas sicher. „Die Verzögerung durch solches Verfahren beträgt maximal fünf Monate.“
Der Theaterplatz hat eine Fläche von 5893 Quadratmetern ohne die Gebäudegrundflächen (Mediothek, Theater, Seidenweberhaus). Dabei sind die seitlich des Theaters liegenden Freiflächen nicht berücksichtigt, etwa 167 und 189 Quadratmeter. Die Fläche des Seidenweberhauses beträgt 3873 Quadratmeter. Es ginge also um etwa 10 000 Quadratmeter, deren Verkehrswert dem Vernehmen nach bei durchschnittlich 1350 liegt.
Wie der Platz im Haushalt bilanziert ist, will die Stadt nicht sagen. „Da sich die Zukunft des Seidenweberhauses noch in internen Abstimmungsprozessen befindet, soll auf eine Veröffentlichung verzichtet werden.“ Mit Blick auf den presserechtlichen Auskunftsanspruch hat Markus Berkenkopf, Kommunalreferent des Steuerzahlerbundes Bedenken: „Das Grundstück ist für die Eröffnungsbilanz ja bereits bewertet worden.“