Sport So kämpft der SC Bayer gegen die Corona-Krise
Krefeld · Der Uerdinger Großverein vom Löschenhofweg mit mehr als 6000 Mitgliedern ergreift diverse Maßnahmen, um die schwierige Zeit zu überstehen.
Eine große, silberne Eisenkette schmückt das blaue Metalltor am Löschenhofweg 30 in Uerdingen. Durch das Eingangstor strömen normalerweise die Fußballer, Leichtathleten und Triathleten des SC Bayer 05 Uerdingen. Sie laufen die etwa ein Duzend Treppenstufen unmittelbar nach dem Tor hinunter, verschwinden im Kabinentrakt, ehe sie der Ausübung ihres Hobbys nachkommen. Diesem regen Treiben musste vor gut einer Woche ein Ende gesetzt werden. Die Gründe sind bekannt.
„Mindestens bis zum 19. April haben wir einen Shutdown, mit all seinen Schwierigkeiten“, sagt SC-Geschäftsführer Jörg Heydel und schiebt wenig hoffnungsvoll hinterher: „Es ist unwahrscheinlich, dass nach den Osterferien der Betrieb wieder normal läuft. So dramatisch die Situation wirtschaftlich für uns ist, ist es die richtige Entscheidung. Die Gesundheit aller steht über allem.“
Damit wird deutlich, dass ein Shutdown beim SC Bayer 05 Uerdingen weitaus mehr bedeutet als lediglich die Tatsache, dass die Fußballer, Leichtathleten und Triathleten nicht mehr ihrem Training nachkommen können. Der SC Bayer hat mehr als 6000 Mitglieder, die im Normalfall verschiedenste Sportarten ausüben.
Hallen und Fitnesscenter sind
bis auf Weiteres geschlossen
Doch logischerweise sind auch die Tennishalle, die Sporthalle und das vereinseigene Fitnesscenter, das „timeout“, bis auf Weiteres geschlossen. Darüber hinaus sind beim Mehrspartensportverein aus Uerdingen über 100 sozialversicherungspflichtig Beschäftige angestellt.
„In der Geschäftsstelle haben wir auf Notbetrieb umgestellt. So ist beispielsweise noch die Buchhaltung besetzt. Im Technikbereich und im ‚timeout’ haben wir die Mitarbeiteranzahl auf ein Minimum reduziert. Alle anderen haben wir ins Homeoffice geschickt“, erklärt Heydel und sagt weiter: „Die Situation ist schwer einzuschätzen. Aber der Betrieb muss weitergehen. Wir setzen auf den Mailverkehr und andere digitale Medien.“ Sachen, die liegen geblieben sind, können nachgeholt werden. Teilweise können Planungen vorangetrieben werden. Auch die Technik-Crew um Bereichsleiter Jörg Mahler arbeitet weiter. Mahler: „Wir haben unsere Mannstärke reduziert, damit sich die Mitarbeiter bei der Arbeit nicht mehr über den Weg laufen. Jedoch haben wir Aufgaben, denen müssen wir nachkommen.“
Beantragung von Kurzarbeitergeld für die Mitarbeiter
Nur noch die nötigsten Instandhaltungsmaßnahmen, wie zum Beispiel die Rasenpflege, werden im Covestro Sportpark noch verrichtet. Die Aufgabenlisten der einzelnen Mitarbeiter werden zeitnah ein Ende finden. „Wir werden nicht drum ’rum kommen, Kurzarbeitergeld zu beantragen“, sagt Heydel.
Deutlicher wenige zu tun, haben in der schwierigen Zeit die Sportlehrer der Kindersport-Akademie (KiSA). Das Übungsleiterteam um Margit Schulz und Dennis Wienhusen leitet für gewöhnlich pro Woche 90 KiSA-Kurse.
Doch Not macht bekanntlich erfinderisch. Statt Kinder im Gruppentraining zum Sport zu animieren, präsentiert das KiSA-Team über die Sozialen Medien Bewegungsaufgaben für den Nachwuchs.
Den Anfang hat Wienhusen am Mittwoch gemacht. Er forderte im „Schlag-den-Raab“-Modus – in diesem Fall heißt es natürlich „Schlag-den-KiSA-Lehrer“ – zur „Halte-den-Ball-hoch“-Challenge heraus.
Dreimal wöchtenlich sollen derartige Spiele fürs Kinderzimmer online präsentiert werden. Hochgeladen werden die Videos auf der vereinseigenen Facebook-Seite und auf dem Instagram-Account.
Zusätzlich wurde kurzfristig noch ein Youtube-Kanal eröffnet. Diese Alternative füllt jedoch bei weitem keine 40-Stunden-Woche.
In die gleiche Kerbe schlägt auch das „timeout“, das seinen Kunden als (Home-)Trainer weiterhin zur Verfügung stehen möchte und genauso über Facebook, Instagram und Youtube kleine Workouts und Trainingsübungen, die problemlos zu Hause durchgeführt werden können, veröffentlicht.
Einfallsreichtum ist auch bei den Trainern der verschieden Sportabteilungen gefragt. Schließlich gilt es, die zahlreichen Leistungssportler fit zu halten.
Individuelle Wochenpläne
für die Athleten
So hat bespielsweise für die Fußballer der Athletiktrainer Roland Schumacher einen Heimtrainingsplan erstellt, und bei den Leichtathleten hat Trainer Peter Quasten ein Karteikasten-System erstellt. „Jeder meiner Athleten bekommt von mir einen individuellen Wochenplan, bestehend aus Lauf- und Stabilisationsübungen, um das Fitnesslevel möglichst zu halten. Die Athleten geben mir nach den Einheiten eine Rückmeldung. Diese wird festgehalten, damit mögliche Defizite gesehen werden können“, erklärt Quasten, der beim SC Bayer als Bereichsleiter Wettkampf- und Leistungssport angestellt ist.
Wie lange Trainingspläne per Whatsapp verschickt werden und Sportspiele über Social Media präsentiert werden, ist derzeit nicht absehbar.
Situation sei nicht länger
als zwei Monate tragbar
„Jeder muss sich der Situation individuell stellen. Wir wollen auf dem digitalen Weg dafür sorgen, dass alle möglichst fröhlich durch den Alltag kommen. Gerade die Kinder im Kita- und Grundschul-Alter, die noch kein Verständnis für die Situation aufbringen können“, so Heydel, der in seiner Position den Blick für das Wirtschaftliche nicht verliert: „Schon allein die Pause bis zum 19. April ist wirtschaftlich hart für uns. Grundsätzlich denke ich, dass diese Situation allgemein nicht länger als zwei Monate tragbar ist.“
Zumal die Folgen nicht absehbar sind. „Der Eventbereich ist eine unserer Einnahmequellen. Viele Veranstaltungen, die wir ausrichten wollen, stehen in den Sternen oder sind bereits abgesagt, wie zum Beispiel unsere Feriencamps“, sagt Heydel.
Leinwand für Rudelgucken
war bereits angemietet
Die Liste der abgesagten Veranstaltungen wird wöchentlich länger. Das prominenteste Beispiel liefert der Beachclub Krefeld, der zum SC Bayer 05 gehört: Für den Sommer wollte der Beachclub wieder zum Rudelgucken anlässlich der Fußball-Europameisterschaft einladen. Eine Leinwand war bereits angemietet, konnte jedoch genauso wie die Europameisterschaft auf 2021 geschoben werden.
Trotz alledem blickt Heydel aber optimistisch in die Zukunft: „Nach dem Shutdown wird ein Verein ein noch wichtigerer Teil des gesellschaftlichen Lebens sein. Das macht Hoffnung.“