Sozialticket: Falsche Berechnung

Ablehnung des Rates soll auf unkorrekten Zahlen basieren.

Krefeld. Die Ablehnung des Sozialtickets durch den Stadtrat beruht auf einer falschen Berechnung — das behaupten jedenfalls Ulrich Knur, Sprecher des Sozialbündnisses Krefeld, und Jo Greyn, Leiter des Ökumenischen Arbeitslosenzentrums (ALZ) Krefeld-Meerbusch. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) biete seit November 2011 ein Sozialticket zum Preis von 29,90 Euro an, so Knur. Die Gemeinden erhielten dafür Landeszuschüsse, wenn sie das Angebot an die Bürger weitergeben.

Nur drei kreisfreie Städte hätten sich nicht beteiligt — darunter Krefeld. Die Annahme gehe von 41000 Berechtigten für ein Sozialticket aus. Zu den Berechtigten zählen die Bezieher von Arbeitslosengeld II und Sozialhilfeempfänger. Tatsächlich liege die Zahl bei mehr als 50000, da nicht alle Berechtigten gemeldet seien.

Laut Knur geht der VRR von der falschen Annahme aus, dass 14 Prozent der Berechtigten das Ticket nutzen, tatsächlich gebe es jedoch nur fünf Prozent Abnehmer. Die Stadtwerke Krefeld (SWK) hätten anhand der falschen VRR-Vorgaben mit einem Verlust von 400000 Euro kalkuliert, deshalb der negative Ratsbeschluss. Bei korrekter Kalkulation und mit den Zuschüssen des Landes hätten die SWK einen kleinen Überschuss erwirtschaften können, argumentieren Sozialbündnis und ALZ.

Weil man das Fahrverhalten der Betroffenen selbst erkunden wollte, hat eine Arbeitsgruppe aus Sozialbündnis, ALZ und Katholischer Arbeitnehmerbewegung eine allerdings nicht repräsentative Umfrage vor Jobcentern und bei Tafel-Besuchern durchgeführt (155 Teilnehmer). Laut Greyn gehen 34 Prozent zu Fuß, 32 nutzen das Fahrrad, 25 Bus und Bahn und 9 das Auto. Mit dem Hartz-IV-Regelsatz von monatlich 18,41 Euro könne sich ein Alleinstehender etwa zwei 4er-Tickets leisten. Das sei jedoch zu wenig und unzumutbar. Das gelte ebenso für viele Rentner. Knur: „Auch arme Menschen haben ein Recht auf Mobilität.“

85 Prozent der Befragten wollen ein Sozialticket. Darunter wären fast 20 Prozent Neukunden für Bus und Bahn. Die Bereitschaft zur Zahlung von rund 20 statt 29,90 Euro pro Ticket sei höher als erwartet.