Serie "Was man getan haben muss": Einmal eine ruhige Kugel im Burgpark schieben

Heino Pesch schlägt für die Sommer-Serie eine Partie Boule im Burgpark Hüls vor. Die WZ hat eine Runde mitgespielt.

Hüls. Dicke Wolken, Regen und 16 Grad — perfektes Boule-Wetter sieht anders aus. Doch die „Hülser Boulefreunde“ lassen sich ihren Spielnachmittag im Park hinter der Hülser Burg nicht verderben. „Bei einem starken Schauer stellen wir uns kurz unter“, sagt Heino Pesch, der die Boule-Partie für die WZ-Serie „Was man in diesem Sommer im Stadtteil getan haben muss“ vorgeschlagen hat.

Wer zum ersten Mal dabei ist, bekommt erst mal eine kleine Einführung in den Sport — und drei Kugeln in die Hand gedrückt. Die sind erstaunlich schwer. „700 bis 850 Gramm wiegt eine“, sagt Pesch. Kleine Macken im Stahl zeugen davon, dass die Kugeln schon einige Spiele erlebt haben. „Nur mit Zeige-, Mittel- und Ringfinger halten. Daumen und kleiner Finger liegen locker an“, erklärt der Boule-Experte weiter. Für den Neuling nicht ganz einfach, Daumen und kleiner Finger stehen etwas seltsam von der Kugel ab.

Bevor es losgehen kann, muss sich der Spieler entscheiden: „Es gibt den Leger, den Schießer oder den Milieu.“ Ratloses Gesicht beim Anfänger. Pesch legt beruhigend die Hand auf die Schulter: „Ganz einfach: Der Leger setzt seine Kugel punktgenau Richtung Schweinchen. Der Schießer versucht die gegnerische Kugel wegzuschießen. Und der Milieu macht beides.“ Für den Anfang wäre man wohl schon glücklich, wenn die Kugel nicht aus der Boule-Bahn fliegt. „Sie fangen an“, sagt Pesch, der mit dem Anfänger in einem Team spielt. Oh je, das erste Mal dabei und gleich beginnen? Pesch nickt.

Zuerst muss das Schweinchen, die gelbe Holz-Zielkugel, geworfen werden. Das war noch einfach. Jetzt kommt der schwere Teil. „Der Arm schwingt gerade am Körper entlang“, kommt ein letzter Tipp aus der Runde. Leicht in die Knie gehen — die Kugel fliegt. Sie rollt ein Stück über die rote Asche und landet in der Nähe vom Schweinchen — immerhin. Lob aus der gegnerischen Mannschaft: „Nicht schlecht“, sagt Heinz-Wilhelm Quapp, der seit fast einem Jahr Boule spielt.

Sein Partner Heinz Beckers ist an der Reihe. Er muss seine Kugel besser platzieren als der Anfänger. Dreimal Schwung geholt und die Kugel landet punktgenau auf der Ersten, schießt sie zur Seite. Das war der „Schießer“ in Perfektion. Der enttäuschte Blick vom Neuling bleibt nicht unbeobachtet. „Nicht ärgern, so ist das Spiel“, sagt Pesch, der Gründungsmitglied der „Hülser Boulefreunde“ ist.

Neuer Wurf, neues Glück. Es sieht gut aus, doch dann ändert die Kugel plötzlich ihre Richtung — viel zu weit. „Sie ist wohl gegen ein Steinchen geprallt und abgefälscht worden“, vermutet Pesch.

Die erste Runde ist verloren. Die Gegner, Beckers und Quapp, bekommen einen Punkt. Auf der Tafel am Bahnrand wird der Zeiger eine Position nach vorne verschoben. Bis 13 geht die Skala.

Bei der nächsten Runde wird es knapp. Das Maßband muss entscheiden. Das hat jeder echte Boule-Spieler in der Hosentasche. Pesch misst nach. „Unsere Kugel liegt näher am Schweinchen.“ Nach einer halben Stunde läuft’s — der Arm schwingt automatisch, die Kugel liegt gut in der Hand. Der Anfänger denkt nicht mehr über Wurftechnik, „Schießer“ oder „Leger“ nach — er spielt einfach. Und entspannt. „Das liebe ich an Boule. Ich bin ein Workaholic. Hier kann ich abschalten“, erzählt Pesch.

Der Regen hat aufgehört. Ein paar Sonnenstrahlen blitzen durch die Blätter über den beiden Boule-Bahnen. Der Sieg geht ans Team mit dem Anfänger. „Gut gespielt“, gratulieren die Gegner. Was bleibt, ist ein metallischer Geruch an den Händen, ein kleiner Muskelkater im rechten Arm und ein Lächeln.