Gericht: Schüler und Studenten zur Abzocke missbraucht
Arbeitsalltag im Call-Center der Betrüger war laut Zeugen von massivem Druck geprägt.
Krefeld. Massiver Druck, scharfer Ton, Gehaltskürzungen bei Unpünktlichkeit und strammstehen. „Ja. Wir sind ein Team!“, lautete der regelmäßige Brüll-Appell und auch sonst war man nicht zimperlich in einem Krefelder Callcenter. So schilderten jetzt vor dem Landgericht drei Ex-Mitarbeiter ihren Arbeitsalltag.
Fast alle der rund 30 Schüler, Studenten oder Arbeitssuchenden hatten sich etwas nebenbei verdienen wollen. Dass sie damit zu „Telefonabzockern“ wurden, sei ihnen nicht bewusst gewesen. Auch nicht, dass ihre Chefs groß abkassierten, während sie selbst etwa 6 Euro pro Telefonabschluss verdienten. Gestern sollte geklärt werden, welche Rollen die Angeklagten in dem Callcenter gespielt hatten.
Der Job der Mitarbeiter war klar: Sie mussten den Angerufenen glaubhaft machen, dass sie Teilnehmer eines Gewinnspieles seien. Über 20 000 Menschen ließen sich täuschen und gaben ihre Bankdaten heraus. Dann buchten die Chefs monatlich 49,90 Euro ab, insgesamt mehrere 100 000 Euro. „Wer zu spät kam, dem zog er 50 Euro vom Gehalt ab“, so der 18-jährige Schüler I. über den Hauptangeklagten Andre H.
Eine 15-Jährige sagte aus, der 40-Jährige habe sie an den Haaren gezogen, wenn es mit der Abzocke mal nicht so klappte. Vor etwa einem Jahr war die Sache aufgeflogen. Die Betrüger wurden mit dem mutmaßlichen Kopf der Bande verhaftet. Der 30-Jährige nahm sich in der Untersuchungshaft das Leben. Der Prozess wird fortgesetzt.