"Spaziergang" der Grünen: Kühne Visionen für die Krefelder City

Gedankenaustausch mit dem neuen Planungsdezernenten im Südbahnhof.

Krefeld. „Mann, der hat ja richtige Visionen. Den kann unsere Stadt gut gebrauchen.“ Das meinte eine Teilnehmerin am „Stadtspaziergang“ der Grünen, der diesmal stationär im Südbahnhof zum Thema Entwicklung der Innenstadt stattfand. Mit dem Visionär war der seit November in Krefeld tätige Planungsdezernent Martin Linne gemeint.

Der formulierte seine Leitlinie für nachhaltige Stadtentwicklung: „Man muss das Undenkbare denken dürfen.“ Dies dürfe auch nicht vor einem Problemfall wie der St.-Anton-Straße haltmachen, die die Innenstadt vom kulturellen Zentrum am Theaterplatz abschneide. Neben dem Nachdenken müsse aber auch das miteinander Reden die Stadtplanung bestimmen. „Ideen alleine reichen nicht. Sie müssen auch umgesetzt werden.“

Linne, der zuletzt Leiter des Amtes für Stadtentwicklung in Duisburg war, kritisierte, dass in Krefeld viele Pläne seit Jahren auf Eis lägen. Über den Flächennutzungsplan als Grundlage jeder Stadtplanung werde seit 13 Jahren geredet. „Ich möchte, dass er noch dieses Jahr der Öffentlichkeit vorgelegt wird. Wir sammeln die Meinungen und im nächsten Jahr wird er beschlossen.“

Die rund 40 Interessierten erlebten aber auch den Realisten Linne: „Stadtentwicklung ist eine langwierige Angelegenheit. Wenn wir heute ein Ziel formulieren, können wir in zehn Jahren erste Ansätze sehen und in zwanzig Jahren ein Resultat. Stadtplanung muss in Dekaden denken.“

Rolf Rundmund, Vorsitzender des Planungsausschusses, verlangte ein „diametral anderes Denken“ bei der Entwicklung der Innenstadt. Die Nachkriegszeit habe in der Stadt mehr zerstört als der Krieg selbst. Teile der Stadt seien unbewohnbar geworden, was sich im niedrigen Mietspiegel niederschlage. „Wir brauchen in der Innenstadt beides, mehr Aufenthaltsqualität und Handel. Wir brauchen eine attraktive Innenstadt, in der wieder mehr Menschen wohnen, die die Binnennachfrage für den Handel sichern.“

Architekt Ludwig Thorissen warnte ebenfalls vor der Überbetonung des Handels. Das Einkaufen und die Begegnung der Menschen müssten im Mittelpunkt stehen. Ziel müsse eine lebenswerte Stadt mit liebenswerten Menschen in lebendigen Strukturen sein. Jahrelange Leerstände, wie die ehemalige Werkkunstschule neben dem Behnisch-Haus mit ihrem begrünten Innenhof, gelte es wieder zum Leben zu erwecken.