Im Auftrag des Herrn - Die „Blues Brothers“ kommen auf die Theaterbühne

In Krefeld holt Regisseur Matthias Gehrt die „Blues Brothers“ auf die Theaterbühne.

Krefeld. Ein Roadmovie, ein Actionkracher, nicht zuletzt eine Hommage an die Rhythm-and-Blues-Stars der 70er und 80er Jahre — das alles ist der US-Film „The Blues Brothers“ von 1980, der vor allem in Europa Kultstatus erlangte. Das Theater Krefeld hat sich jetzt an eine Adaption gewagt und dafür bei der Premiere stehende Ovationen geerntet.

Jake Blues (Paul Steinbach) wird aus dem Gefängnis entlassen. Mit seinem Bruder Elwood (Adrian Linke) besucht er das Waisenhaus, in dem sie aufgewachsen sind. Dessen Oberin ist in Sorge: Sie muss 5000 Dollar auftreiben, um eine Steuerschuld zu begleichen, sonst wird das Waisenhaus geschlossen.

Jake und Elwood trommeln spontan ihre Band „The Blues Brothers wieder zusammen, um der Oberin mit der Konzertgage zu helfen. Die dürre Story ist Vehikel für eine Reihe von Songs, die ihr Hitpotenzial auch in den Charts bewiesen. Die R&B-Stars James Brown, Aretha Franklin, Ray Charles und John Lee Hooker sowie Cab Calloway als Vertreter der Swing-Ära treten im Film auf — für eine Adaption keine geringe Hürde.

Bruno Winzen scheitert als Ray Charles und James Brown, während Esther Keil zwar Aufpolsterung an Brust und Hinterteil benötigt, um in die Rolle der Aretha Franklin zu schlüpfen, aber stimmlich kommt sie beim Hit „Think“ locker über die Band. Auch der Ensemble-Senior Joachim Henschke beweist als Cab Calloway und John Lee Hooker wieder, dass er den Blues hat.

Linkes Elwood-Stimme ist ein wenig zu knarzig, Steinbach klingt als Jake ein wenig zu hoch, aber im Duo funktionieren sie auch gesanglich. Schauspielerisch entledigen sie sich der Aufgabe, hinter ihren Sonnenbrillen cool zu bleiben, mit links. Man ist ja eh „im Auftrag des Herrn unterwegs“.

Die Liveband unter der Leitung von Willi Haselbek spielt famos. Regisseur Matthias Gehrt hat überwiegend stolperfrei inszeniert und für die Action, die es im Theater nicht geben kann, charmante Entsprechungen gefunden. Die Autoverfolgungsjagden etwa werden mit der Hilfe von Modellautos abgewickelt.

Insgesamt hat man in Krefeld diesen Retro-Pop-Abend ordentlich hinbekommen. Ob derlei Stoff aber im subventionierten Stadttheater unbedingt sein muss, kann man durchaus fragen. Danach fragte nach dem rauschenden Premierenapplaus in Krefeld aber keiner.