Politischer Aschermittwoch SPD besinnt sich auf ihre alten Tugenden
Bei Gleumes ist die interne Talkrunde der Sozialdemokraten durch Krankheit geschwächt.
Krefeld. Die SPD ist verschnupft. Und das ist an diesem Aschermittwoch-Abend bei Gleumes wörtlich zu nehmen. Der neue Fraktionschef Benedikt Winzen hat sich krankheitsbedingt abgemeldet. Die Landtagsabgeordnete Ina Spanier-Oppermann hält sich nur mit Medikamenten aufrecht und Oberbürgermeister Frank Meyer klingt deutlich nasal. Das ändert aber nichts an der positiven Stimmung und dem Willen der Sozialdemokraten, Verantwortung zu übernehmen.
Ohne prominente Gäste und mit Respekt vor den großen Krefelder Genossen, die in den letzten Wochen verstorben sind, aber auch vor den Unglücksopfern von Bayern, beschäftigen sich die Sozialdemokraten an diesem Abend weniger mit dem politischen Gegner als mit sich und den Perspektiven der eigenen Partei.
Der neue Parteichef Ralph- Harry Klaer hadert mit der großen Koalition, wenn das bedeutet, zusehen zu müssen, wie der „Nebenaußenminister“ Horst Seehofer nach Moskau reist und sich dort bauchpinseln lässt, während Aleppo bombardiert wird. Er erinnert aber auch an die ur-sozialdemokratische Überzeugung von Gerechtigkeit, die mit dem Mindestlohn anfängt, aber da nicht aufhören dürfe. „Ich kann mir eine Bürgerversicherung mit der CDU nicht vorstellen, und deshalb müssen wir dafür kämpfen, dass wir bald wieder ohne Partner die Mehrheit haben.“
Oberbürgermeister Meyer kommt von der großen Politik auf die aus seiner Sicht wichtigsten Themen vor Ort: Arbeit und Stadtentwicklung. Im Gegensatz zu den Prognosen noch vor wenigen Monaten, wachse die Stadt — nicht nur wegen der Flüchtlinge, sondern auch durch Zuzüge aus anderen Städten: „Das erfordert ein massiv verändertes Denken in der Kommunalpolitik. Wenn wir schnell sind, profitieren wir von dieser Entwicklung.“
Klaer schließt sich dem an: „Wir müssen für Wachstum und Arbeitsplätze sowie gute Ausbildungsmöglichkeiten für alle kämpfen. Das stärkt die Kaufkraft und die Lebensqualität in der Stadt. Dadurch werden wir attraktiv für neue Firmen. Und das schafft wieder neue Arbeitsplätze.“