Vertrag unterzeichnet Gebetsruf darf ab Freitag in Krefeld erklingen
Krefeld · Bereits ab diesem Freitag darf der Ruf zum Freitagsgebet elektronisch verstärkt werden. Noch sind aber gar nicht alle Moscheen in Krefeld dafür ausgerüstet.
Ab diesem Freitag darf auch in Krefeld der Gebetsruf zum Freitagsgebet elektronisch verstärkt werden. Eine entsprechende Erlaubnis wurde der Union der türkischen und islamischen Vereine in Krefeld jetzt per Vertrag zugesichert. Dieser wurde am Montag von Vertretern der Krefelder Muslime und Oberbürgermeister Frank Meyer im Rathaus unterzeichnet. Für die Union der türkischen und islamischen Vereine ein „historischer Tag“, heißt es in einem Facebook-Post, in dem auch die Rahmenbedingungen erläutert werden: Der Gebetsruf soll künftig einmal pro Woche für maximal zwei bis fünf Minuten während des Freitagsgebets erklingen – im Zeitraum zwischen 12 und 15 Uhr und im Einklang mit den geltenden Lautstärkeregeln, beschreibt Salih Tufan Ünal, Vorsitzender der Union, im WZ-Gespräch.
Ünal ist sich sicher, dass der Gebetsruf nicht überall gut ankommen wird. „Dem rechten Mob wird das nicht passen“, sagt er. Die Union gehe davon aus, dass die Berechtigung für den Gebetsruf mit elektronischer Verstärkung Kritik von „extrem rechten Gruppen in und außerhalb unserer Heimatstadt“ nach sich ziehen wird. Umso dankbarer sei man für die Unterstützung nicht nur von Oberbürgermeister Frank Meyer, sondern auch von SPD, CDU und Grünen, mit denen man seit fast drei Jahren in engem Austausch zu diesem Thema stehe und kooperiere. Besonderer Dank gebühre zudem der evangelischen, katholischen und jüdischen Gemeinde, die dem Gebetsruf offen gegenüber stünden. Diese breite Zustimmung sei nicht selbstverständlich.
Muslime wollen sich weiter für weltoffenes Krefeld einsetzen
Mit all jenen, die dem Gebetsruf kritisch gegenüber stehen, wolle man in den Dialog treten, aufklären, auch zeigen, dass man für ein weltoffenes und demokratisches Krefeld einstehe. Ünal verweist in diesem Zusammenhang auf die Unterstützung der Krefelder Muslime von St. Johann Baptist, auf die klar kommunizierte Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde nach dem Angriff der Hamas im vergangenen Jahr. Gleichwohl ist sich auch Salih Tufan Ünal bewusst, dass die Situation für alle neu ist – auch für die Union der türkischen und islamischen Vereine in Krefeld selbst. „Wir sind noch nicht ganz bereit für diesen Schritt“, erklärt der Vorsitzende. Von den sechs Mitgliedsmoscheen hätten bislang überhaupt nur zwei die technischen Voraussetzungen, um den Gebetsruf elektronisch zu verstärken.
Vorbild für den elektronisch verstärkten Gebetsruf ist die Stadt Köln, die den Ruf zum Freitagsgebet im Oktober 2021 in einem Pilotprojekt genehmigt hatte. „Den Muezzin-Ruf zu erlauben ist für mich ein Zeichen des Respekts“, hatte damals die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker anlässlich der Entscheidung, die für viel Aufsehen gesorgt hatte, erklärt. Seinerzeit hatte Oberbürgermeister Frank Meyer bereits betont, dass man mit Interesse auf das Pilotprojekt in Köln schaue und gespannt auf die Ergebnisse sei. Gleichzeitig hatte er darauf verwiesen, dass die Frage des Muezzin-Rufs auch mit den christlichen Kirchen und der Jüdischen Gemeinde beantwortet werden müsse. Das ist jetzt geschehen. Zur Freude der Muslime.