Altenheim Bewohner lieben ihr „Lädchen“

Bockum. · Im Altenheim Wilhelmshof können Senioren Obst, Süßigkeiten, Säfte oder auch Pflegeprodukte einkaufen.

Hauswirtschaftsleiterin Stefanie Breuer (l.) und Bewohnerin Annelore Krebitt präsentieren einen Teil des Angebots im „Lädchen“.

Foto: Dirk Jochmann

Die Bewohner des Altenheims Wilhelmshof lieben ihren Laden. „Er ist eine tolle Sache“, sagen die einen, die anderen kommen, „um nur mal zu gucken“. Im kleinen Raum im Erdgeschoss summt das Leben, wenn die Bewohner mit Rollator oder Rollstuhl angefahren kommen. Kirschen und Gummibärchen stehen derzeit auf der Einkaufsliste obenan.

„Der Weg ins nächste Geschäft oder in die Stadt ist für viele Senioren zu beschwerlich. Sie haben oft Angst, den Weg nicht bewältigen zu können. Vieles bekommen sie deshalb von Angehören mitgebracht“, berichtet Einrichtungs-Leiter Frederik Caljkusic. „Es gibt aber auch alleinstehende Männer und Frauen oder solche, die gerne selbst mal am Regal stehen und wählen“, sagt er.

Eine Tafel mit dem
Angebot des Tages

Deshalb wurde freitags schon immer ein Marktstand mit frischem Obst in die Eingangshalle gerollt. Caljkusic: „Der ist jetzt abgeschafft, die Bewohner wünschten sich ein Tante-Emma-Lädchen. Wir holen die Sachen jetzt vermehrt ins Haus.“ In der Nähe der Rezeption hängt jetzt auch eine Tafel, auf der das Angebot des Tages notiert ist. Dann geht es mit dem Aufzug hinunter in den kleinen Raum mit den Regalen an den Wänden. „Er stand leer, weil er keine Fenster hat“, erklärt der Chef. „Die Möbel suchten wir im Keller zusammen. Nur die alte Registrierkasse ist ein Deko-Stück, das wir im Internet gefunden haben.“

„Das Lädchen“ haben ihn die Bewohner getauft. Der Vorschlag „Wilhelmshofer Theke“ fand keinen Zuspruch. „Wir sind keine Kneipe.“ Nun sind die Ladenöffnungszeiten dienstags und freitags jeweils eineinhalb Stunden. Caljkusic: „Wir arbeiten ohne Gewinn, ebenso wie in der Cafeteria. Es wird nur das eingenommen, was wir für den nächsten Einkauf brauchen.“

Gerade werden abgewogene Kirschen und Erdbeeren auf einem Wagen hereingefahren. Es gibt Äpfel, Bananen und Aprikosen. Neben dem frischen Obst sind Säfte, Süßigkeiten und Pflegeprodukte gefragt. Caljkusic: „Wir holen aber auch auf Wunsch Rätselhefte, Nähutensilien, Kleiderbürsten oder Blumen auf Bestellung, denn es soll nichts weggeworfen werden.“

Die 83-jährige Hildegard Petersen kommt mit dem Rollator. „Sie ist eine der besten Kundinnen“, wissen die Ehrenamtlichen hinter der Theke. „Ich freue mich, dass es das Lädchen gibt, sonst müssten wir richtig weit laufen“, erklärt sie. „Es ist eine tolle Sache und mit dem Aufzug leicht zu erreichen.“

Ursula Stenzel fährt ihre Mutter Maria Weifels (77) im Rollstuhl herein. „Das Angebot macht vor allem Sinn für Leute, die keine Angehörigen haben“, findet Stenzel, und die Mutter sagt: „Ich komme gerne hierher, es ist angenehm, hier im Haus einkaufen zu können. Ich hole Obst, alles, querbeet.“ Die Rechnung wird bar bezahlt oder vom Taschengeld-Konto abgebucht. Caljkusic: „Wer sehr wenig Geld hat, darf auch umsonst zugreifen.“

Für die Altenheim-Bewohnerinnen Christel Günter (52) und Annelore Krebitt (79) ist „Das Lädchen“ eine gern genommene Abwechslung im Alltag. „Wir arbeiten hier als Ehrenamtliche hinter der Theke. Es ist eine schöne Tätigkeit, hier gibt es nur nette Leute. Wir müssen immer etwas zu tun haben.“ Da ist es auch für den Einrichtungsleiter leicht, die Liste mit den Namen der Menschen zu füllen, die im Lädchen mitarbeiten wollen: „Da gibt es keine freien Stellen.“