100 Jahre Cäcilia: Ein Kirchenchor feiert Geburtstag

Mit einem Festhochamt am 11. Mai begeht der Chor in Herz Jesu Königshof sein Jubiläum. Die WZ hat vorab mit dem Vorsitzenden Bruno Schlößer im Archiv des Chors geblättert.

Krefeld-Königshof. Cäcilia, die Schutzheilige der Musiker, prangt fein gestickt auf einer alten seidenen Fahne. Gewidmet: "Dem Guten, Wahren, Schönen". Das Prachtstück gehört dem Kirchenchor Cäcilia Herz Jesu Königshof, der zu Pfingsten sein 100-jähriges Bestehen feiert. Krönung des Jubiläums: Reginalkantor Andreas Cavelius überreicht dem Chor die Palestrina-Medaille des "Allgemeinen Caecilienverbandes".

Im Jahre 1908 hatte der Chor zunächst etwa 20 Mitglieder. Wer mitmachen wollte, mußte sich mit 1 Mark einschreiben und monatlich 20 Pfennige bezahlen. "Am Monatsende wurde immer kassiert", kann sich auch Marianne Schlößer erinnern, die seit mehr als 50 Jahren dem Chor angehört. Weibliche Verstärkung bekam Cäcilia erst in der Nachkriegszeit. In der Kaiserzeit durften nur Männer mitsingen. Zur Feier ihres Jubiläums singen die 28 aktiven Mitglieder des Chors (Jahresbeitrag 30 Euro) am Pfingstsonntag im Festhochamt die Krönungsmesse von Mozart.

Natürlich gehören kirchliche Gesänge von Komponisten wie Schütz und Bach auf ihren Liederzettel, und die Anforderungen an den Cäcilien-Chor sind hoch: "Wir haben eine schwierige Akustik", erklärt Bruno Schlößer, der Vorsitzende des Chors, "da muss jeder Ton sitzen." Er hat sein Amt seit 1977 inne, die musikalische Leitung hat Gerald Joswowitz.

Man trifft sich jeden Donnerstag abend zum Proben im Gemeindehaus, allerdings wird Fernbleiben nicht mehr bestraft. In der Satzung von 1908 steht zu lesen, dass einmal unentschuldigtes Fehlen 10 Pfennig koste; nach dreimaligem Fehlen gab's eine Abmahnung. Und wer den moralischen Vorstellungen der Gemeinde nicht genügte, mußte mit einem Ausschluß aus dem Chor rechnen. Heute hat das Weltliche durchaus seinen Platz bei Cäcilia: Im Karneval schmettert der Chor auch schon mal traditionelles Liedgut auf Kölsch oder Krieewelsch, man ist dem Stadtteil sehr verbunden, und es gibt auch einen Förderverein für den Chor.

Der wird am Pfingstsonntag auch die Fahne hochhalten: Das gute Stück wurde 1914 von der Paramentenweberei Peters angefertigt und kostete die sagenhafte Summe von 500 Mark.