Eberhard Gollner malt seinen Stadtteil in schillernden Farben
Der Künstler ist in diesem Monat 85 Jahre alt geworden. Seine Bilder finden sich auch im Kaiser-Wilhelm-Museum.
Krefeld. Als der gebürtige Chemnitzer Eberhard Gollner 1947 nach Krefeld zog, verschlug es ihn nach Forstwald. Bis er sich in Fischeln ein Haus bauen sollte, gingen 26 Jahre ins Land. In der vergangenen Woche feierte der Künstler seinen 85. Geburtstag. Die Feier fand im kleinen Kreis an seiner alten Wirkungsstätte statt — in Forstwald.
Mit Federzeichnungen aus Forstwald bewarb sich der junge Gollner 1947 an der Kunstakademie in Düsseldorf. Als die Einladung zum Vorstellungsgespräch kam, machte er sich bei dichtem Nebel auf den Weg — zu Fuß. „Ich war es in Thüringen gewohnt, immer zu laufen“, erinnert er sich. „Und ich bin angekommen, wenn auch erst nach vielen Stunden.“ Das letzte Stück über den Rhein ging es mit dem Boot, die Brücken waren vom Krieg zerstört. „Der Fußweg blieb einmalig. Später bin ich immer mit der Bahn gefahren“, sagt Gollner.
Von 1952 bis 1954 war Eberhard Gollner Meisterschüler von Otto Pankok, für den er große Sympathie hegt. Die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit hat er in mehreren Essays festgehalten.
Erste Ausstellungen zeigten in Düsseldorf die Arbeiten des Pankok-Schülers. „Abends ging ich gerne ins Theater. Damals leitete noch die Theaterlegende Gustaf Gründgens das Schauspielhaus“, erzählt Gollner.
Mitte der 50er Jahre gründete Eberhard Gollner gemeinsam mit Hans-Günther Cremers und Thomas Häfner die Düsseldorfer Gruppe „Junge Realisten“, der er bis 1960 angehörte. Die Künstler setzten sich für eine neue figurative Malerei ein und lehnten die Tendenzen von Abstraktion und Gegenstandslosigkeit ab.
Von 1958 bis 1991 arbeitete Gollner als Kunst- und Erdkundelehrer am Fichte-Gymnasium. „Ich habe in Köln Geographie studiert“, erklärt er die Fächerwahl. Einer seiner Schüler war der heutige Leiter der Krefelder Musikschule, Ralph Schürmanns. In seinen Räumen im Haus Schönhausen fand 2010 die bislang letzte Ausstellung Gollners statt.
Eberhard Gollner orientiert sich in seiner Arbeit an den Werken französischer Maler. Henri Matisse fühlt er sich nahe. Muscheln sind in Gollners Bildern ein immer wiederkehrendes Motiv. Obwohl er heute nicht mehr täglich malt, stehen in allen Zimmern seine Ölbilder und Aquarelle zu Dutzenden gegen die Wand gelehnt. „Früher bin ich immer in die Natur gegangen“, sagt Eberhard Gollner. Heute beschränkt er sich aus gesundheitlichen Gründen auf die Motive in seinem Garten.
Viele seiner Bilder hängen in Museen. „Das Kaiser-Wilhelm-Museum hat noch einige in seinem Depot“, weiß Gollner. Nach einer Ausstellung in Bad Sulza, wo Gollners Großvater als Salinendirektor gearbeitet hatte, kaufte Rüdiger Prinz von Sachsen gleich mehrere Bilder. Die Werke Gollners befinden sich auch in Privatbesitz, seine Sammler leben in der Schweiz und in Amerika.
Das Fresko im Muche-Saal in der Volkshochschule ist dem Engagement Eberhard Gollners zu verdanken. „Ich lernte Georg Muche in den 50er Jahren kennen und habe mich nach seinem Tod für ihn eingesetzt“, erzählt Gollner. „Das Fresko hing in der Seidenweberei Jammers am Sprödentalplatz. Niemand hat seinen Wert erkannt. Als die Firma abgerissen wurde, habe ich für seine Rettung gekämpft.“Auch Eberhard Gollner ist mit seinem Werk in der VHS präsent. Im ersten Stock gibt es einen Raum mit seinen Arbeiten. Sie haben alle einen Krefelder Bezug.