Mitgliederzahl gestiegen Jüdische Gemeinde kauft Teile des Friedhofs in Fischeln

Seit dem Fall der Mauer ist die Zahl der Mitglieder in Krefeld stark angestiegen.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Die jüdische Gemeinde in Krefeld hat auf dem Fischelner Friedhof eine bisher nicht belegte, aber ausgebaute Friedhofsfläche gekauft. Sie hat eine Größe von mehr als 5000 Quadratmeter. Für zwei weitere Felder über rund 7000 Quadratmeter wurde eine Kaufoption abgeschlossen. Dirk Senger vom städtischen Presseamt bestätigt das.

Der neue jüdische Friedhof an der Alten Gladbacher Straße reicht laut Geschäftsführerin Alla Trubnjakow-Johnen höchstens noch für 20 bis 30 Beerdigungen. Dieser Friedhof mit seiner großen Trauerhalle wurde 1901 ganz in der Nähe des auf Anfang des 18. Jahrhunderts zurückgehenden Vorgängerfriedhofs an der Heideckstraße eröffnet. 1916 wurde der Friedhof in Richtung Osten erweitert.

Gemäß den israelitischen Glaubensgrundsätzen ist die Totenruhe unantastbar. Im Gegensatz zu christlichen Gräbern werden jüdische Grabstätten deshalb nicht nach einer Zeitspanne von mindestens 25 Jahren eingeebnet und neu belegt.

Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahr 1989 ist die hiesige jüdische Gemeinde stark angewachsen. Umfasste sie 1980 nur rund 130 Mitglieder, sind es zurzeit rund 1100. Die meisten davon sind Osteuropäer, die kurz nach dem Mauerfall nach Deutschland eingewandert sind. Sie sind heute hier beheimatet und wollen später auch hier beerdigt werden.

Die Stadt Krefeld wiederum macht sich schon seit längerem Gedanken über die Zukunft ihrer elf Friedhöfe. Von den jetzt 127 Hektar Fläche werden nach Einschätzung des Bereichs Grünflächen in 30 Jahren nur noch etwa 73 Hektar gebraucht. Gründe hierfür sind die Bevölkerungsentwicklung und der Anstieg der Urnengräber. Deshalb gibt es Überlegungen, Freiflächen vor allem in den Stadtteilen als mögliche Baufläche auszuweisen.

Der neue jüdische Friedhof in Fischeln wird in die bestehende Fläche integriert. „Dennoch wird es ein separater Friedhof sein, der künftig von grünen Bäumen umzäunt ist, das verlangt der jüdische Glauben“, sagt Alla Trubnjakow-Johnen. Dennoch wird die Fläche nicht der Natur überlassen. „Wir haben einen Pflegevertrag mit dem Fachbereich Grünflächen unterzeichnet. Der wird die Fläche betreuen und pflegen.“

Bis es die erste Beerdigung dort gibt, werden laut Alla Trubnjakow-Johnen hoffentlich noch viele Jahre vergehen. Die Kapelle in Fischeln will die jüdische Gemeinde für Trauerfeiern aber schon nutzen. Die Kosten hierfür werden über den Fachbereich Grünflächen abgerechnet. Die Vergabe und Abrechnung des Nutzungsrechtes für Grabflächen erfolgt hingegen über die Gemeinde.

Auch die Gestaltungsregeln sind mit der Stadt vereinbart worden. Danach gibt es auf dieser Fläche keine gestalterischen Vorgaben von der Stadt. Ein jüdischer Friedhof soll das Prinzip der Vergänglichkeit widerspiegeln. Deshalb gibt es keinen Blumenschmuck oder auf Hochglanz polierte Grabsteine.