Krippenschau: Einige mögen es klassisch, andere skurril
Krefelder haben der Markuskirche ihre Krippen nach der Weihnachtszeit für eine Ausstellung zur Verfügung gestellt.
Krefeld. Weihnachten ist Geschichte, die letzte Kerze auf dem Adventskranz längst verglommen und selbst die heiligen drei Könige haben bereits ihren häuslichen Segen hinterlassen. An die heiligen Tage des Vorjahres erinnert im Moment wahrlich nicht mehr viel — wäre da nicht die Krippenschau in der Fischelner Markuskirche.
Dort sind am Sonntag die schönsten, aufwendigsten und skurrilsten Exemplare des Geburtsszenarios Christi ausgestellt worden. „Dass die Ausstellung der Krippen immer erst Mitte Januar stattfindet, hat ganz pragmatische Gründe“, erklärt Thomas Stockkamp, der Pfarrer der evangelischen Gemeinde, „niemand würde seine Krippe früher hergeben, sie soll doch unter dem Baum stehen.“ Nun, da die Weihnachtsbäume inzwischen auf dem Kompost gelandet sind, trennen sich Eigentümer bereitwillig von ihren Schätzen — natürlich nur zeitweise.
Der große Besucherandrang belegt, dass die Fischelner der Besinnlichkeit längst noch nicht überdrüssig geworden sind.
Einen der Erbauer hat es ebenfalls in die Kirche verschlagen. Hans Meurer hat eine Krippe zur Verfügung gestellt, die er als Elfjähriger in der Nachkriegszeit angefertigt hat. „Der Boden ist aus dem Holz einer alten Kommode, die wir aus den Trümmern geborgen haben“, erklärt der 77-Jährige. „Die Rückwand habe ich aus einer alten amerikanischen Munitionskiste für Handgranaten zusammengewerkelt.“ Hilfe hatte er damals nicht, da sein Vater kurz zuvor im Krieg gefallen war. „Ich habe alles selbst geplant, entworfen und umgesetzt“, erzählt der Rentner stolz, „die Stöcke, mit denen die Seitenwände und das Dach verkleidet sind, haben wir im Hülser Bruch gesammelt; wir hatten ja nichts mehr nach dem Krieg.“
Neben den klassischen und rudimentär gehalten Krippen aus natürlichen Materialen befinden sich auch solche aus Kunststoff, Lego und Playmobil unter den Exponaten. Aber auch Tierbehausungen aus Ton, die zumeist von Kindern der hiesigen Tagesstätten erbaut wurden, werden von den Besuchern bestaunt.
Die Kindertagesstätte Arche Noah hat zudem eine Krippe und alle dazugehörigen Protagonisten auf Noahs Arche verlagert. Besondere Aufmerksamkeit erregt die Krippe von Marc Kubella, Kaplan der katholischen Gemeinde St. Clemens. Sie zeigt die Weihnachtsgeschichte so, wie sie wahrscheinlich in der Kölner Innenstadt ausgesehen hätte. Die eigens dafür angefertigten Stockpuppen stehen vor der Schankwirtschaft zum Drachen und tragen typisches Kölner Geschmeide. Auf den im Hintergrund angebrachten Tafeln ist das Stadtbild der Rheinmetropole zu erkennen. „Ohne die Exponate aus katholischer Hand hätten wir nur rund 17 Ausstellungsstücke, so sind es 35“, erklärt Stockkamp.
Alle Exponate werden bewacht und versichert. „Der ideelle Wert der Werke ist in Geld gar nicht aufzuwiegen, viele bewahren die Krippen ihrer Kinder über Jahrzehnte auf. Deswegen werden sie von uns so gehütet“, sagt Stockkamp.