Rolf Ruland gibt die Schlüssel ab
Der Leiter der Bezirksverwaltungsstelle im Rathaus geht am 13. Dezember nach 47 Jahren in den Ruhestand.
Krefeld. Groß geworden ist er rund um die Marktstraße und den Blumenplatz im Westbezirk als Schlüsselkind. Am Freitag, den 13. Dezember, dreht er das letzte Mal den Schlüssel zum Eingang des Fischelner Rathauses um. Rolf Ruland, inzwischen eine Institution im Süden, geht mit 62 Lebensjahren und 47 Jahren bei der Verwaltung in den vorzeitigen Ruhestand.
Den „heimlichen Bürgermeister von Fischeln“, hat man ihn genannt. Wenn er das hört, winkt Ruland aber ab. „Quatsch“, meint er. Ja, er sei in den 35 Jahren im südlichsten Stadtteil, davon 23 Jahre als Leiter der Bezirksverwaltung und Standesbeamter, zwar zum richtigen Fischelner Jung geworden, aber mit Titeln, auch nicht spaßeshalber, hat er nichts am Hut.
Vielmehr hat er sich, der in jungen Jahren mit den Jusos und später in der SPD Politik machte, eingefügt in den, wie er es nennt, „vorpolitischen Raum“. Er meint damit das umfängliche Vereinsleben, die Schützenbruderschaft, die Kirmes, den Karneval, den Bürgerverein, Fischeln open, das Brauchtum im Stadtteil eben. „Ich bin in Fischeln wirklich richtig tief verwurzelt und ich bleibe auch dort“, sagt der Amtsrat mit dem markanten Schnauzer.
Auch sein privates Leben mit Ehefrau Elke sei stark von der Umgebung rund um die Kölner Straße geprägt, von wo er es zu Fuß nur rund fünf Minuten bis zum Rathaus hat. Fünf Bezirksvorsteher unterschiedlicher Couleur hat Ruland dort erlebt: Josef Stangenberg und Rosemarie Küpper (beide CDU), Bernd Scheelen, Hermine Himmelein, und Doris Nottebohm (alle SPD).
Loyal, wie er ist, will er niemand davon besonders hervorheben. Allerdings habe er zu Hermine Himmelein, „einen besonders engen Draht“ gehabt.
Was man bei den Menschen besonders brauche, sagt er nachdenklich, sei „Fingerspitzengefühl, auf die Leute zugehen, ihnen zuhören, mit ihnen reden“. Die meisten Menschen in dem ehemaligen Bauerndorf, das um die Wende ins 20. Jahrhundert mit den Edelstahlwerken zum Industriestandort wurde, seien ein eigener Schlag. Das Wohl „ihres Dorfes“ sei das, was sie vor allem bewegt. Dabei aber bleibe die Sichtweise keineswegs auf den Tellerrand beschränkt.
Rolf Ruland ist ein Mann mit besonderen Fähigkeiten. Seinem Nachfolger aber muss er eines noch beibringen. Das Verstellen der Turmuhr am Rathaus. Das geht nämlich nur manuell und muss zweimal pro Jahr erledigt werden. Jeweils bei der Umstellung auf Sommer- oder Winterzeit musste Ruland rauf in den Turm und per Hand die Zeiger vor — beziehungsweise zurückstellen.
Die Mechanik soll noch aus Gründerzeiten stammen und die liegt immerhin über hundert Jahre zurück. Das Rathaus wurde von Bürgermeister Wilhelm Stefen (1867 — 1931) am 1. August 1910 eingeweiht. Ruland als stolzer „Hausmeister“: „Unser Rathaus ist vergleichbar mit der Dionysiuskirche in der Innenstadt. Das Rathaus ist Mittelpunkt und Wahrzeichen Fischelns.“
Weltreisen oder anderer „Schnickschnack“ stehen nicht auf der Rentner-Agenda. „Ruhe, Unabhängigkeit, kein Termindruck, keine konkreten Planungen“, seien ihm wichtig. „Ich lasse alles auf mich zu kommen. Mal sehen, wie das so ist ohne die Bezirksvertretung“, sagt er und lächelt verschmitzt. Oder doch nachdenklich?