WZ-Mobil zu Nirosta: „Stahldorf wird aussterben“

Am WZ-Mobil herrscht Trauer um den Schmelzbereich. Die IG Metall wurde für ihr Verhandlungsergebnis gelobt.

Krefeld. Giftgrün leuchtet das Transparent vor Tor 2 von Thyssen-Krupp Nirosta (TKN) „Outokumpu — Nein Danke“. Vor dem Jugendzentrum Stahlnetz bläst ein eiskalter Wind. Drinnen läuft ein Koch- und Backkurs, und es wird an einem Karnevalswagen für den Rosenmontagszug gebastelt. Vorübergehend diente das Jugendzentrum als Streiklokal, wie beim großen Stahlarbeiterstreik 1978/79.

Keven Schmitz‘ Vater ist Vertrauensleutesprecher der Gewerkschaft IG Metall bei TKN. Er selbst ist arbeitslos und lebt von Hartz IV. „Das geht Vielen hier so in Stahldorf. Jetzt sollen 500 Arbeitsplätze in der Schmelzbasis verschwinden. Das ist doof. Stahldorf wird langsam aussterben“, sagt der 26-Jährige.

Carola Ponzelar-Reuters ist Vorsitzende des Fördervereins für das Stahlnetz und sitzt für die CDU in der Fischelner Bezirksvertretung. Sie wohnt in Stahldorf: „Der Streik war erfolgreich. Die Gewerkschaft hat sich für den Erhalt der Arbeitsplätze eingesetzt. Dass die Flüssigphase stillgelegt werden soll, ist keine gute Entscheidung. Aber wenigstens gibt es eine Chance für die Bandgießanlage. Ich bin froh, dass das Werk erhalten bleibt. Ohne die Unterstützung durch das Werk könnte das Stahlnetz nicht existieren.“

Dorothee Pausch schimpf lauthals: „Das geht doch schon seit zehn, zwölf Jahren so. Mal wird hier was stillgelegt, mal woanders. Hier haben einmal über 12 000 Leute gearbeitet. Jetzt sind‘s noch knapp über 2000, und Ende nächsten Jahres ist es vorbei. Viele haben den Vorruhestand gewählt. Bleibt nur zu hoffen, dass die Stahlkocher Ersatzarbeitsplätze bekommen. Es geht leider immer nur um das liebe Geld.“

Zakire Uludag kommt von der Gladbacher Straße. Ihr Sohn arbeitet im Stahlwerk. „Ich mache mir große Sorgen um seinen Arbeitsplatz. Ich hoffe, dass er den noch lange behalten kann. Ich habe Angst vor der Zukunft.“

Rentner Heinz-Georg Möll liest die Berichte aufmerksam. „40 Jahre war ich bei dieser Firma“, sagt der gelernte Werkstoffprüfer. „Als ich anfing, gab es hier 14 000 Beschäftigte.“ In Krefeld werde alles „kaputt gemacht, vom Textil bis zum Stahl“.

Zehn Tage Arbeitskampf liegen hinter Peter Glasmacher. „Zehn Tage Bangen und zum Schluss ein wenig Hoffnung“, sagt er. „Jeder Arbeiter soll einen Ersatzarbeitsplatz erhalten. Technisch ist die Dünnbandgießanlage abgesegnet.“

Heinz Fladt wundert sich über das Tempo der Ereignisse. „Im Bürgerforum haben wir immer nur über Gesundheit gesprochen“, sagt er. Nie sei die Schließung einer Anlage Thema gewesen. „Auch im letzten Nachbarschaftsdialog war keine Rede davon.“