Helios-Klinik versäumt Todesnachricht: „Ich konnte nicht Abschied nehmen“

Anne Utry ist geschockt. Die Hülser Klinik hat es versäumt, sie über den Tod ihrer Tante zu informieren.

Krefeld. Als Anne Utry ins Krankenzimmer ihrer Tante Edith Schulz tritt, ist sie überrascht. Dort liegt eine fremde Frau. Es ist Montag, 25. Februar, etwa 12 Uhr. Nichtsahnend erkundigt Utry sich bei den Krankenschwestern nach ihrer Tante — doch die wollen ihr nichts sagen. Bitten sie, auf den Arzt zu warten. Seine Eröffnung schockt sie erst richtig. „Die haben mir gesagt, dass meine Tante bereits am Samstagmorgen gestorben ist. Zweieinhalb Tage lag sie unten im Aufbewahrungsraum und keiner konnte sich verabschieden“, sagt sie. Sowohl Utrys Telefonnummer als auch eine Vorsorgevollmacht lagen dem Krankenhaus vor.

Wegen einer Niereninsuffizienz wurde die 95-jährige Edith Schulz am 15. Februar vom Fischers-Meyser-Stift in die Helios-Klinik Hüls gebracht. Bevor Utry am 25. Februar ins Krankenhaus gefahren ist, war sie noch in dem Altenheim. „Auch dort war nichts von dem Tod meiner Tante bekannt. Die hätten eigentlich ebenfalls informiert werden müssen.“

Auf ein Beschwerdeschreiben an die Klinikgeschäftsführung bekommt Utry die Antwort: „Die diensthabende Ärztin hat unmittelbar versucht, Sie telefonisch über den Tod Ihrer Tante zu informieren. Unter der in der Patientenakte angegebenen Rufnummer hat sie niemanden erreicht und dies in der Übergabe vermerkt. Warum der nachfolgende ärztliche Kollege nicht erneut versucht hat, Sie zu informieren, konnten wir leider nicht abschließend aufklären.“

Auch wenn sich die Klinikleitung in dem Schreiben mehrfach entschuldigt und die Betroffenheit der Mitarbeiter beteuert, hat Utry der Brief noch wütender gemacht. „Dass das Krankenhaus behauptet, es hat mich angerufen, macht mich sauer. Ich habe einen Anrufbeantworter und da war nichts drauf. Da kann man ja wohl mal eine Nachricht hinterlassen, dass ich mich melden soll.“

Sie glaubt nicht, dass das Krankenhaus versucht hat, sie zu erreichen. „Man fühlt sich nicht ernst genommen. Die wollen die Beschwerde nur abplätten. Hätten die geschrieben, es hat schlicht jemand vergessen, wäre ich nicht so verärgert. Fehler können alle machen, aber dieses Rausreden ärgert mich.“

In ihrem Beschwerdeschreiben hat Utry auch angeführt, dass ihre Tante während der Behandlung an einem Nachmittag mit unbekleidetem Unterkörper in einer Urinlache in ihrem Bett lag. „Meine Tante so dort liegen zu lassen, ist menschenunwürdig.“ Die Situation hat eine ehemalige Arbeitskollegin von Utrys Tante, Maria Krudewich, mitbekommen. „Ich habe die Schwestern zweimal darauf aufmerksam gemacht, dennoch wurde ich nur vertröstet“, sagt sie. Etwa eine halbe Stunde lang habe Krudewich gewartet, dann sei sie gegangen.

Die Antwort der Klinikleitung: „Ihre Tante war krankheitsbedingt sehr unruhig und hat sich immer wieder des Inkontinenzschutzes entledigt. Das Pflegepersonal hat regelmäßig nach ihr gesehen, um sie frisch zu machen.“ Das Gesprächsangebot der Helios-Klinik wird Utry nicht annehmen. „Dann ärgere ich mich nur noch mehr. Ich fühle mich verulkt.“