Auf zur 6521. Wanderung

Die Ausflüge des Wanderbundes sind bis heute lückenlos dokumentiert. Am Hülser Berg gibt es jetzt zwei neue Rundwege.

Krefeld. Jeden Mittwoch und bei jedem Wetter schnürt der Krefelder Wanderbund seine Stiefel. Seit fast 125 Jahren oder, um genau zu sein, zum 6521. Mal treffen sich die Mitglieder zum gemeinsamen Ausflug durch die Krefelder Umgebung. Mit auf den Hülser Berg haben sich jetzt auch Oberbürgermeister Gregor Kathstede und Theo Malschützky vom Grünflächenamt aufgemacht.

Sie hatten sich dafür eingesetzt, dass den Wanderern rund um ihr Stammhaus "Bergschänke" zwei neu ausgezeichnete Wanderwege zur Verfügung stehen. Benannt sind die Wege nach dem Gründer des Wanderbundes Johannes Junkers (1826-1898), und dem ehemaligen Beigeordneten und Vorsitzenden des Verschönerungsvereins, Dr. Richard Bertram (1862-1916): J- und B-Weg.

Den J-Weg zum Sprudel im Bruch probierten die Wanderbündler gleich aus, nachdem Heinz Undorf (73), seit fünf Jahren Baas des Männerbundes, und Kathstede eine Tafel enthüllt hatten, die den beiden Ehemaligen gewidmet ist. Mit vier Kilometern ist der Rundweg mit anschließender Niederrheinischer Kaffeetafel so lang wie es der Arzt Johannes Junkers für einen Gang pro Woche empfohlen hatte. Und auch genau so lang, wie es seit der ersten, allerdings etwas längeren Wanderung am 18. Oktober 1883 nach Kempen gepflegt wird.

Dieses Datum hat der Wanderbund auch für seine Jubiläumsfeier ausersehen. Vorher soll noch eine Festschrift erscheinen. Drei Wanderer erhalten eine Goldplakette, weil sie schon über tausend Wanderungen absolviert haben. Einsam an der Spitze liegt Dr. Wolfgang Spyra (83), zeitweilig auch Baas, der mehr als 1100-mal dabei war. Und sich natürlich auch den heutigen Ausflug nicht nehmen lässt.

Johannes Junkers, ein Seidenhändler, dem zeitweilig der halbe Hülser Berg gehörte und der dort für Aufforstung sorgte, ließ einen Aussichtsturm bauen. 1973 folgte der modernere Johannes-Turm, eine Trinkhalle, und schließlich vermachte er seine 8,5 Morgen Land der Stadt als Erholungsfläche für ihre Bürger. Die Stadt hielt sich daran, pflegte den Wald und baute 1904 die "Bergschänke", die von dem später berühmten Künstler Johan Thorn Prikker ausgemalt wurde.

Wären die Wanderer zum Auftakt ihrer Jubiläumswochen den B-Weg zur "Lousbill" an der Nieper Straße gelaufen, hätten sie vielleicht die drei Störche bewundern können, die dort Station machen, bevor sie ihr Winterquartier in wärmeren Gegenden aufsuchen.

Nur ganz selten fallen die Mittwochs-Wanderungen aus, die im übrigen lückenlos dokumentiert sind. Die Protokolle wurden bis 1912 in dickem Leder gebunden.

Die Mittwochs-Wanderungen werden häufig auch an anderen reizvollen Stellen am Niederrhein absolviert. Außerdem stehen im hellen Halbjahr fünf Tages- und zwei Drei-Tages-Wanderungen auf dem Programm.

Zu den Teilnehmern gehören auch diesmal wieder rund drei Dutzend in Krefeld nicht unbekannte Herren über 65 Jahren: So zum Beispiel der frühere Oberbürgermeister Hansheinz Hauser (86), der schon lange Mitglied ist im Wanderbund.