Musik in Hüls Ausflug in die Klangwelt der Naturtöne eines Alphorns

Musiker Heinz-Peter Kortmann und Hornist Willi Junker boten ein außergewöhnliches Kirchenkonzert.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Ein Alphornkonzert in einer Kirche am Niederrhein, das war am Wochenende eine Sensation. Musiker Heinz-Peter Kortmann führte ausschließlich Literatur auf, die im Original für Orgel und Horn geschrieben wurde. Doch nicht nur Alphornklänge bot das Konzert in der gut besuchten Cyriakuskirche am Sonntag.

Hornist Willi Junker konnte aus seinem größeren Instrumentenfundus auch noch ein Parforcehorn sowie ein Waldhorn vorstellen. Schön, dass der Kirchenmusiker und Musikpädagoge dem Publikum zur Konzerteinführung eine kleine Weiterbildung in Sachen Horninstrumente gab.

Die ältesten Formen der Hörner, zu denen auch das Alp- und das Parforcehorn gehören, besitzen keine Klappen oder Ventile. Nur mit den Lippen kann der Musiker unterschiedliche Töne erzeugen, die man als Naturtöne bezeichnet. Eine solche Naturtonreihe, die auf dem Alphorn aus 16 Tönen besteht, führt Junker auch gleich vor. Beim Parforce-, auch Jagdhorn genannt, hat der Bläser noch die Möglichkeit, mit seiner Hand im Trichter des Instruments den Luftkanal zu verändern. Durch dieses Stopfen können Halbtonschritte entstehen.

Um das Spiel mit seiner rechten Hand zu veranschaulichen, stellt er sich bei den ersten drei Stücken, die er als „Messe de Saint Hubert“ zusammengefasst hat, mit dem Rücken zum Publikum. So können die Besucher verfolgen, wie viel Handarbeit sonst versteckt wird.

Die drei Stücke von Jules Cantin, Gaston Chalmel und Charles Tyndare (18./19. Jahrhundert) sind auch für Nicht-Jäger eindeutig als Aufforderungen zur oder Einleitung einer Jagd zu erkennen. Die Orgel macht dem Horn seine führende Rolle nicht streitig.

Als Orgelsolo-Intermezzo spielt Kortmann in einer eigenen Bearbeitung das Allegro aus dem Italienischen Konzert von Johann Sebastian Bach, während Junker nun mit dem Waldhorn zu ihm auf die Empore geht. Gemeinsam spielen sie von Oreste Ravanello (1871-1939) eine „Meditatione“. Kortmann wählt weiche Register, die dem Horn einen kleinen Vorrang lassen. Aber für Meditationsmusik eignet sich ein Waldhorn aufgrund seiner Lautstärke nur bedingt. Dass es auch Zeitgenössisches für dieses Instrumentenpaar gibt, beweisen die beiden mit einem Tanz von Gaston Litaize (1909-1991). Dessen moderne Klänge wecken Assoziationen an einen Hexentanz der gemäßigten Form.

Dann folgt der spannendste Teil des Konzerts, der Einsatz des Alphorns. Bei der Suite Pastorale über alte Schweizer Alphornweisen von Carl Rütti (*1949) kann der Zuhörer sich in die Berge versetzt fühlen, wenn echoartige Wiederholungen erklingen. Eine Weise aus dem Luzerner Hinterland lässt das Alphorn fast meditativ wirken. Beim Stück aus dem Klönthal erlebt man ein virtuoses Alphornspiel.

Es trifft sicherlich den Wunsch der meisten im Publikum, dass Junker auf diesem Instrument seine Zugabe gibt. „Ich finde es grandios, dass es so unterschiedliche Musikrichtungen gab, von traditionell bis modern. Das Alphorn war ein echter Überraschungseffekt“, sagt Besucherin Inge Glaremin.