Krefeld Bürgerinitiative in Hüls: Kampf um die grüne Lunge

Bürgerinitiative will Gartengrundstücke vor Bebauung schützen. Politische Mehrheit will Platz für Neubauten schaffen.

Foto: Dirk Jochmann

Hüls. Es geht um das Gebiet Fette Henn, Klever Straße, Franz-Hartz-Straße, Hinter der Papenburg und Kretenbäskesweg in Hüls. Die einen möchten ihre Gartengrundstücke dort möglicherweise als Bauland verkaufen, andere nicht. Die Dritten lehnen neue Häuser grundsätzlich ab und wollen „die grüne Lunge retten“. Die politische Mehrheit schließlich ist für Innenstadtverdichtung. Im Frühsommer wird der Bebauungsplan 550 für das gesamte Gebiet öffentlich ausgelegt.

Das Thema nimmt Fahrt auf. Ziel des Bebauungsplanes ist es, dort „die planungsrechtliche Voraussetzungen für eine ökologisch orientierte Wohnbebauung im Sinne einer behutsamen Innenentwicklung zu schaffen“.

SPD, Grüne und FDP haben sich in der zuständigen Bezirksvertretung dafür ausgesprochen. Günter Föller (Grüne): „Damit wollen wir eine ortszentrumsnahe Erschließung erreichen und eine weitere Zersiedelung der Landschaft verhindern.“ Er weiß: „Einige der Grundstücksbesitzer wollen verkaufen, die anderen nicht.“ Es könnten auch Grundstücke getauscht werden, regt er an.

Vertreter der Bürgerinitiative, des „Gartenretter-Netzwerkes“, die sich Anfang 2016 gründeten und die sich für den Erhalt der „grünen Lunge in Hüls“ starkmachen, sind dagegen: „Die Argumentation der Grünen ist nicht nachvollziehbar, weil sich Hüls schon aufgrund des Gewerbegebiets Den Ham nach außen verbreitert und sich die Struktur von Hüls zwangsläufig verändert. Das Gebiet Hüls-Südwest würde aus städtebaulicher Hinsicht sogar eine Lücke in dieser Gesamtstruktur füllen“, sagt Philip Klug von der Bürgerinitiative. Eine mögliche Bebauung wäre ein massiver Eingriff in diesen schützenswerten Naturraum, der leider schon seit mehr als 40 Jahren als Wohnbaufläche im Flächennutzungsplan eingetragen und von öffentlicher Stelle vermutlich noch nie auf seinen Artenreichtum untersucht worden sei, erklärt er weiter. Klug: „Es wurden bereits zahlreiche bedrohte und geschützte Tier-, Insekten- und Pflanzenarten wie Wendehals und Steinkauz gesichtet, die in der geschützten Lage einen Ruckzugsort gefunden haben.“ Außerdem gebe es dort Kammmolche.

Das Gebiet sei an ein Röhricht-Biotop angebunden. „Hier gibt es keine klassischen Kleingärten“, erklärt der engagierte Mann. „Es ist seit über hundert Jahren Nutzgarten, in dem sich die Tiere ansiedelten.“

Weitere Bedenken: „Eine mögliche Bebauung, so wie sie derzeit geplant ist, würde dem ortstypischen Charakter von Hüls entgegenwirken.“ Außerdem stoße der Bereich als Zufahrt für Krankenhaus, Schulweg, An- und Abfahrtsweg landwirtschaftlicher Betriebe sowie Hauptzufahrt für den östlichen Teil von Hüls an seine Grenzen.

Und noch einen wichtigen Punkt führt Klug an: „Es besteht die Gefahr, dass eine mögliche Bebauung zu nah an die Gräberfläche eines früheren jüdischen Friedhofs anschließt und es nicht ausgeschlossen werden kann, dass sich noch weitere Gebeine in der Nachbarfläche zum Friedhof befinden.“

Um dieses Gebiet zu erhalten, schlägt er an der Fetten Henn einen „Hülser Naturpark“ vor, der aus folgenden Elementen bestehen könnte: Gedenkstätte jüdischer Friedhof, Schul- und Lehrgarten auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei, Natur-Kultur-Atrium für Klein-Veranstaltungen wie Lesungen, musikalische Darbietungen, Gesprächsrunden zu aktuellen, naturkundlichen und historischen Themen, zum Beispiel mit Bezug auf die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Hüls, gestalteter Wasserlauf, naturnahe Gärten, die Pflege des bereits vorhandenen Schilf-Biotops und ein alle Teile verbindender Weg mit Infotafeln zur ökologischen und historischen Bedeutung des Geländes.