Seniorenwohnungen: Eigentümer in Hüls betrogen?
Über 100 000 Euro sollen bei einem Objekt in Hüls veruntreut worden sein.
Krefeld. Für die 25 Eigentümer der Seniorenwohnungen an der Kempener Straße 31-33 in Hüls sollte es eine Geldanlage fürs Alter werden. Als der Komplex 1997 fertig gestellt worden war, ahnten die Geldanleger nicht, wie viel Ärger er ihnen bringen würde.
Nach einer Insolvenz der Baufirma, etlichen nötigen Nachinvestitionen und Ärger mit Behörden stehen die Eigentümer erneut vor einem großen Problem: Die MP Hausverwaltung mit Sitz Tönisvorst soll im großen Stil Geld, das für Instandhaltungen zurückgelegt werden sollte, veruntreut haben.
In der Strafanzeige des Kölner Anwaltsbüros Thielmann und Petersen, die der WZ vorliegt, heißt es: "Zwischen dem 22. April 2007 und 2. April 2009 hat die Gesellschaft in wenigstens 46 Fällen 103933 Euro unrechtmäßig an Dritte überwiesen." Der überwiegende Teil sei auf ein Privatkonto geflossen, heißt es weiter.
Das Lazarus Hilfswerk, dem knapp die Hälfte der insgesamt 46 Wohneinheiten gehört, ist am stärksten betroffen. "Aber keiner der derzeitigen Mieter muss sich Sorgen machen, sämtliche Nebenkosten wurden abgeführt. Betroffen sind ausschließlich die Eigentümer", betont Stephanie Rossow, Juristin bei Lazarus.
Claudia Stock, die seit Mai die Hausverwaltung des Objekts inne hat und sich wochenlang akribisch sämtliche Kontobuchungen der vergangenen drei Jahre angesehen hat, ist auf über 70 falsche Zahlungen gestoßen, jeweils gestückelt in kleinen Summen. Die Staatsanwaltschaft Krefeld ermittelt inzwischen in dem Fall, bestätigte Oberstaatsanwalt Dieter Menden auf WZ-Anfrage.
Die beiden Geschäftsführer der MP Hausverwaltung GmbH haben am vergangenen Donnerstag Insolvenz für die GmbH angemeldet. Sie wollten sich gegenüber der WZ wegen des laufenden Verfahrens nicht äußern.
"Fast zehn Jahre haben wir gut mit der Hausverwaltung zusammengearbeitet. Der für uns zuständige Geschäftsführer wirkte vertrauenswürdig", sagt Annette Krogh, eine der betroffenen Eigentümer.
Erst im Jahr 2008, als die Abrechnung für das Jahr 2007 immer länger auf sich warten ließ, sei die Zusammenarbeit gekippt. Per E-Mail seien gefälschte Kontoauszüge vorgelegt worden. "Als er uns wiederholt die Originalunterlagen nicht vorlegen wollte, haben wir sie im April über den Rechtsanwalt und Gerichtsvollzieher beschlagnahmen lassen", berichtet Eigentümer Werner Kerbstadt.
Besonders brisant sind die Vorwürfe, weil der Hauptbeschuldigte in der noch laufenden Legislaturperiode für eine kleine Krefelder Partei politisch aktiv war. Unter anderem war er stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Seniorenangelegenheiten. Anfang dieser Woche legte er laut eigener Aussage alle Ämter nieder und trat vorläufig aus der Partei aus.
Durch eine Teilrückzahlung von 20 000 Euro im Juni hat der Hauptbeschuldigte nach Ansicht der Anwälte der Eigentümer die Straftat eingestanden.
Online-Überweisungen vom Konto der Eigentümergemeinschaft sind ihren Angaben zufolge nur von beiden Geschäftsführern gemeinsam möglich gewesen. Die Anwälte vermuten, dass dem Beschuldigten die für Online-Überweisungen notwendige Magnetkarte einfach überlassen wurde und dieser dadurch frei schalten und walten konnte.