Stadt will freilaufende Hunde bei Schleppjagd verbieten
Krefeld. Die Equipage hat einen Eid geschworen, dass sie ihre Meute niemals für die grüne Jagd einsetzen wird — stattdessen trainieren die Hundeführer sie für die rote Jagd: Die Foxhounds stellen also keinem Wild nach, sondern folgen einer von Menschen gelegten Fährte.
Stephanie Weller, Vorsitzende des Krefelder Reit- und Fahrvereins: „Das gab’s noch nie, dass die gewildert haben!“ Sie sagt das sehr bestimmt, wohl auch deshalb, weil sie enttäuscht davon ist, dass die Stadt Krefeld die Schleppjagd im Hülser Bruch in ihrer derzeitigen Form ab dem kommenden Jahr verbieten will.
Pressesprecher Manuel Kölker: „Diese Art von Jagd findet in einem Naturschutzgebiet statt, in dem es eine ganzjährige Leinenpflicht für Hunde gibt. In einem Gebiet, in dem also eine Anleinpflicht gilt, kann nicht länger eine Jagd mit freilaufenden Hunden geduldet werden.“ Dabei sei es irrelevant, ob die Hunde „bissig“ seien, entscheidend sei lediglich, dass sie Hasen, Kaninchen, Enten und Fasane „in Panik“ versetzen würden.
Stephanie Weller hingegen schließt eine wie auch immer geartete Gefährdung für Wildtiere aus; vor allem weil es sich bei der Schleppjagd nur nominell um eine Jagd handele — eigentlich sei es ein Reitsport.
Im Hülser Bruch beteiligen sich an dieser Form des Reitsports alljährlich rund 50 Reiter und etwa 20 Hunde: Vor der eigentlichen Jagd legen zwei oder drei Reiter eine Fährte — aus Säcken, die an ihren Pferden befestigt sind, tröpfelt Heringslake. Dieser Fährte folgt die Hundemeute, begleitet von der Equipage, die dafür sorgt, dass die Meute zusammenbleibt. Der Meute wiederum folgt das Reiterfeld. Das ist aufgeteilt in ein springendes Feld, für das Hindernisse aufgebaut wurden, und ein nicht springendes Feld.
Die Strecke ist etwa 15 Kilometer lang, sie zu bewältigen dauert rund drei Stunden — ein wirkliches Ziel gibt es nicht. Weller: „Der Weg ist das Ziel. Das Reiten mit den Hunden ist einfach ein einmaliges Erlebnis.“
Und so will Weller keinesfalls auf die Hunde verzichten: „Das wäre wie Karneval ohne Kamelle!“ Außerdem gibt sie zu bedenken, dass das von der Stadt Krefeld geplante Verbot der freilaufenden Meute eine langjährige Tradition zerstören würde: „Die Schleppjagd im Hülser Bruch gibt es nachweislich seit Anfang der 50er Jahre. Möglicherweise gab es sie aber auch schon vor dem Krieg.“ Traditionell gebe es auch eine Kleiderordnung: „Man macht sich schick. Mit weißen Hosen und roten, grünen oder schwarzen Sakkos.“
Reiner Rosendahl, Vorsitzender des Naturschutzbundes Krefeld/Viersen (Nabu), findet diese Traditionspflege prinzipiell gut. Nur hält er das Hülser Bruch für einen ungeeigneten Veranstaltungsort, schließlich sei es ein Naturschutzgebiet: „Selbst wenn die Hunde nicht auf die Tiere gehen, machen sie sie unruhig. Und dann werden sie aufgescheucht und von Beutegreifern geschnappt.“