Weltenbummler treffen sich in Hüls

Die Anwohner der Josef-Heinrichs-Straße setzen sich gemeinsam für Instandsetzungen ein. Die Nachbarn haben viel gesehen von der Welt und in Hüls ihr Zuhause gefunden.

Hüls. Wenn der Sauerländer mit seinem trockenen Humor von Nummer neun den Mann mit dem Hülser Platt von nebenan trifft und sie wiederum auf den Nachbarn mit der Kölner Mundart stoßen, dann ist Action auf der etwa 200 Meter langen Josef-Heinrichs-Straße angesagt.

Wenig weiter wohnt ein Paar, das sich nach 25 Jahren in den USA (er) und 15 Jahren in Südafrika (sie) im Stadtteil wieder getroffen hat. "In Hüls ist die Welt zu Hause", schmunzeln die Hülser, die ja nicht wirklich Krefelder sein wollen. "Und an der Josef-Heinrichs-Straße sowieso."

Es gibt auch solche Leute, die schon zigmal umgezogen sind; innerhalb von Hüls, versteht sich, und an der Josef-Heinrichs-Straße landeten. Dazu gehört Rita Rippich. "Ich bin am Hülser Berg, am Talring, in der alten Eulenvilla aufgewachsen. Dann zogen wir an die Fette Henn, später zum Mariengraben. Meine erste eigene Bude hatte ich Am Brustert."

Dann ging es an die Bruckersche Straße und von dort an die Josef-Heinrichs-Straße. Gerne erinnert sie sich an Fräulein Lieblang, die fast allen Hülser Kindern Lesen und Schreiben beigebracht hat.

Jetzt lebt sie seit einem knappen Jahr mit ihrem Lebensgefährten Ulrich Benzler zusammen, dem Maler, der aus dem Märkischen Kreis stammt und zuletzt in Bockum an der Glindholzstraße gewohnt hat. Als er seine Freundin sieben Jahre kannte, hatte er die "ewige Fahrerei" zwischen Bockum und Hüls satt. Das Paar zog in das genau 100 Jahre alte Haus Nummer neun. Dort hat er auch sein Atelier eingerichtet und gibt Malkurse.

Die Josef-Heinrichs-Straße verbindet die Nachbarn in zweifacher Hinsicht: Einmal natürlich als Anliegerstraße, zum anderen als ewiges Ärgernis. "Über die Straße haben wir unsere Nachbarin Renate Stenmans als engagierte Hülserin kennen gelernt", erzählt Benzler. "Sie kämpft dafür, dass unsere schadhafte Straße endlich instand gesetzt wird."

Stenmans wohnt seit 28 Jahren an dieser Straße in Nummer zwölf und weiß, wie die Hülser ticken, auch wenn sie aus dem fernen Uerdingen kommt. Sie ist Sprecherin vom Forum 1A, ist im Aktivkreis Hüls und im Arbeitskreis Straßenspiele für Kinder engagiert. Kein Wunder, dass es bei den ersten Treffen und Gesprächen zwischen den Nachbarn vor einem Jahr auch darum ging, wie sich die "Kleine Ringlösung" und der Ausbau des Bahnhofs auf die Straße auswirken.

"Zwischen uns gibt es aber nicht nur ernste Themen", sagen die Nachbarn in Hüls. "Wir haben schon manche Nacht gemeinsam durchgemacht. Im Sommer treffen wir uns alle zusammen gerne auf dem Markt. Dort herrscht dann Urlaubsatmosphäre."