WZ-Bus: Mit Vollgas übers Pflaster an der Josef-Heinrichs-Straße

Die Anwohner der Josef-Heinrichs-Straße in Hüls kritisieren den pulsierenden Durchgangsverkehr auf ihrer Spielstraße.

Hüls. Luftlinie sind es nur ein paar Meter. Doch zwischen dem Pflaster auf dem Parkplatz des Aldi-Marktes und dem der Josef-Heinrichs-Straße liegen Welten. "Schauen Sie doch mal, auf dem Parkplatz fahren auch jeden Tag viele Autos und hier löst sich nichts", ärgert sich Ulrich Benzler am WZ-Bus.

Der Ärger ist verständlich. Schon früh morgens werden die Anwohner geweckt, wenn Autos durch die eigentlich als verkehrsberuhigte Zone, als "Spielstraße" ausgewiesene Josef-Heinrichs-Straße in Hüls rasen und das Pflaster mit seinen maroden und lockeren Steinen jedes Geräusch noch verstärkt.

So berichtet Marlene Molderings, die seit 1972 in der Josef-Heinrichs-Straße wohnt, dass sie morgens vom Lärm der durchfahrenden Fahrzeuge aus dem Schlaf gerissen wird: "Das geht teilweise schon um vier Uhr morgens los. Nachmittags gegen 16 Uhr ist die Raserei ganz schlimm, weil dann der ganze Berufsverkehr unsere Straße als Abkürzung benutzt."

"Das muss doch auch langsam ein finanzielles Problem für die Stadt werden, wenn die Straße immer wieder repariert werden muss", glaubt Manfred Schöwe. Vielleicht helfe es, wenn die Straße nur noch für Anlieger frei gegeben werde.

"Wir haben viele Selbstständige hier. Wenn wir so eine Arbeit abgeliefert hätten, wären wir längst bankrott", sagt Dieter Kaminski über das Pflaster. Vor seinem Haus wurden Stelen aufgestellt, die die Autofahrer eigentlich zum langsameren Fahren animieren sollen.

Doch das passiert nicht, dafür werden die Stelen als Parkmarkierungen genutzt, obwohl eigentlich absolutes Halteverbot herrscht. "Und das sind nicht meine Nachbarn, die dann da parken", weiß Kaminski.

Angela und Ralf Goritz und ihr Sohn Rafael ärgern sich über die Raser. "Man kann sich kaum vorstellen, wie schnell die auf so einer kurzen Strecke werden können. Warum bekommt man das nicht in den Griff?" Wenn sie selbst im vorgeschriebenen Schritttempo fahren würden, gebe es Drängler, die per Lichthupe Druck machten.

Willi Nicklaus hat beobachtet, dass es vor allem junge Mütter mit Kindern sind, die sich nicht an die Tempobegrenzung halten: "Die stehen wohl so unter Zeitdruck, dass sie nicht auf die Schilder achten."

Auch Rita Rippich ist erbost über die Raser auf der Spielstraße: "Eine Messung des Verkehrsaufkommens hat ergeben, dass mehr als 6000 Pkw in der Woche hier durchfahren. Die meisten auch noch zu schnell, teilweise hatten die mehr als 70 Stundenkilometer drauf. Und das in der Spielstraße!"

Für Jürgen Oest ist das der Grund, weshalb er seine Tochter Patrizia (7) und seinen Sohn Kevin (4) nicht mehr auf der Straße spielen lässt. Erst im letzten Jahr ist der 41-jährige mit der Familie vom Stadtgarten in der Innenstadt nach Hüls gezogen, "weil wir dachten, dass wir hier in einer ruhigen Gegend wohnen."

Inzwischen bereut er diesen Schritt: "Wenn sich nichts ändert, war es falsch, hier her zu ziehen. Vorher konnte man die Kinder wenigstens mal im Stadtgarten spielen lassen."

"Die ewig lockeren Pflastersteine zeigen eigentlich nur, dass der verkehrsberuhigte Bereich hier nicht funktioniert", sagt Werner Stenmans. Der Ausbau in dieser Form sei seiner Meinung nach falsch gewesen. Da die Josef-Heinrichs-Straße als verkehrsberuhigter Bereich aber in juristischem Sinne eigentlich gar keine Straße mehr sei, wäre damit auch das Prädikat "Historische Straße" weggefallen.

Beim Ausbau seien deshalb die Anlieger beteiligt worden. Ansonsten hätten diese möglicherweise gar nicht oder nur gering veranlagt werden können, so Stenmans.