Trotz Pensionierung will Pater Julius bleiben
Vor 50 Jahren wurde er zum Priester geweiht. Er kam als Kapuzinermönch nach Krefeld. Aus seinem Orden ist er ausgetreten.
Krefeld. Als der Kapuzinermönch Julius Jakob Vogt 1968 nach Krefeld kommt, ist Inrath das „hässliche Entlein“. Heute lobt der Pater in der Gemeinde St. Elisabeth von Thüringen die gute Zusammenarbeit und die schöne Atmosphäre. In diesem Jahr begeht er sein Goldenes Priesterjubiläum.
Nach Krefeld kam Pater Julius durch den Kapuzinerorden. Der Schritt ins Kloster war anfangs keine bewusste Entscheidung. „Ich komme aus dem hinteren Schwarzwald. Da in der Nähe kein Gymnasium war, bin ich auf das Internat der Kapuziner gegangen.“ 15 Jahre später wird er in Münster zum Priester geweiht.
Als Kaplan kommt er 1968 nach Krefeld. „Damals hat sich die Gemeinde geweigert, irgendwas zu tun. Die Inrather haben sich abgekapselt“, erzählt der Geistliche. Unter dem Motto „Neue Männer braucht das Land“ versucht er, die Zugezogenen einzubeziehen und zu Schützen- und Karnevalsvereinen Kontakt aufzubauen.
Das Inrather Kinderfest ist ein Ergebnis dieser Bemühungen. „Man ist da reingewachsen. Ich habe 20 Jahre lang den Einkauf gemacht, jetzt läuft das von alleine“, freut sich Pater Julius. Die Gemeinde arbeite nun auf einer viel transparenteren Ebene.
1992 steht das Kapuzinerkloster vor dem Aus. Weder Politik noch Unterschriftenaktionen können die Provinzialleitung umstimmen. Ein Jahr später tritt Pater Julius aus dem Orden aus. Warum, darüber will er nicht sprechen. „Es ist viel Hässliches passiert.“
Auch die Kirche hat sich verändert. „Die Kirche ist nicht so schlecht wie ihr Ruf. Obwohl sie in der Geschichte viel getan hat, um ihren Ruf zu schädigen“, sagt der Priester und verweist auf Missbrauchsskandale und Vorfälle wie in Limburg. Die Gesellschaft sei bereit, jedes Manko „hochzupushen“, sagt der 73-Jährige ganz modern. Doch weltweit helfe die Kirche armen Menschen, neue Existenzen aufzubauen. „Da wird viel gemacht“, verteidigt der Pater seine Institution.
Auch an Inrath glaubt er nach wie vor. Er will in der Gemeinde bleiben — trotz Lungenkrebs. „Das Bistum hat mich 2014 pensioniert, aber ich mache hier weiter wie bisher. Ich habe eine sehr gute Gemeinde.“ Von einem Wechsel habe er nie etwas gehalten. „Dann lernt man das Kolorit des Umfelds nie richtig kennen. Ich stehe hier am Ufer des Flusses und schaue den Schiffen zu, die vorüberziehen. Mittlerweile sind es drei Generationen.“
Seine Priesterweihe vor 50 Jahren wird mit einem großen Gottesdienst gefeiert, zu dem Pater Julius auch rund 40 Verwandte aus dem Schwarzwald erwartet. Nichten und Neffen fragen immer wieder, wann der Onkel zurück in die Heimat kommt. „Wenn ich mal daheim bin, kommen die wie die Wallfahrer. Aber ich sage immer: Leben und schnaufen tu ich im Rheinland, beerdigen lass ich mich im Schwarzwald“, erklärt der Pater und lacht.
Wie ein Hirte hat Pater Julius seine Gemeinde zusammengeführt. Für die Zukunft wünscht er sich, dass sich die gute Atmosphäre hält. „Ich hoffe, dass ich hier noch einige Jahre habe.“