Forstwalder beim WZ-Mobil: keine Geschäfte und ein lahmes Netz

Ohne Auto oder Rad ist man in Forstwald aufgeschmissen. Bürger diskutierten am WZ-Mobil.

Krefeld-Forstwald. Mit einer Liste der Läden und Dienstleister im Stadtteil erscheint Marita Schrimpf am WZ-Mobil: Zwei Zahnärzte sind aufgeführt, zwei Allgemeinmedizinerinnen, sogar mit Akkupunktur und Naturheilkunde, natürlich die Tankstelle, ein Reiterzubehörladen, zwei Frisöre, zwei Blumenläden oder auch ein Geschäft für Farben und Pinsel. „Nur die Lebensmittelversorgung ist miserabel geworden. Stattdessen können wir ja Farbe essen“, sagt Marita Schimpf und lacht. Sie setzt sich gerne in den Zug und fährt nach Duisburg: „Dort ist es netter als in Krefeld oder Düsseldorf.“

Anders als sie kann Ruth Dahlems weder Fahrrad noch Auto fahren — sie ist mit dem Rollator unterwegs. „Ich bin auf meinen Sohn angewiesen, der samstags mit mir einkaufen fährt.“ Mit ihrer Gehhilfe traut sie sich weder in Bus noch Eisenbahn. Ernst Maibaum ist ein Schleswiger aus Eckernförde, wohnt seit 53 Jahren in Forstwald: „Als ich herkam, gab es noch vier Lebensmittelgeschäfte, eine Reinigung und eine Lotto-Annahmestelle. Die Leute werden immer älter, die Jungen fahren sowieso zum Einkaufen nach St. Tönis."

Auch Inge Mlitzke klagt vor allem über die mangelhafte Verkehrsanbindung: „Das hat sich schon sehr verschlechtert.“ Vor allem für die älteren Bewohner Forstwalds sei das problematisch: „Die haben ja teilweise kein Auto und können nicht in die Stadt. Noch schlechter kommen sie innerhalb Forstwalds voran. Die Busse fahren viel zu selten.“ Aber sie findet auch lobende Worte für ihren Stadtteil: „Der Zusammenhalt der Bürger ist gut und es gibt eine sehr aktive Gemeindearbeit.“

Im dritten Jahr Vorsitzender des örtlichen Bürgervereins ist Marcus Bartsch, einer der beiden Zahnärzte von Forstwald, dessen Patienten allerdings bis aus Kempen kommen. „Wir versuchen immer wieder, dass die Führung der Buslinie 051 geändert wird. Vom Hochbendweg kann man nicht mehr zum Wochenmarkt an Maria Waldrast fahren. Wir haben eigens eine Arbeitsgruppe gebildet, die mit den Stadtwerken spricht. Aber wegen angeblich zu geringer Nachfrage wird nichts geändert. Auch die Idee eines Bürgerbusses hat sich bisher nicht umsetzen lassen. Wir finden keine ehrenamtlichen Fahrer.“

Ute Steinbrenner beklagt den viel zu hohen Grundwasserspiegel, unter dem Forstwald auf der anderen (südlichen) Seite der Bahnlinie leidet: „Jeden Tag darf ich im Keller Wasser wischen.“ Sie und Jürgen Herzog, Ehrenvorsitzender des Bürgervereins und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Bürgervereine, haben erfahren, woran es liegen soll: „Am Rückgang der Färbereibetriebe, die weniger Grundwasser benötigen und an Einleitung von Rheinbraun in die Niers.“

Seit 57 Jahren in Forstwald wohnt Karla Kämpken (82). „Gut, dass es den Wochenmarkt gibt.“ Sie fährt zwar immer noch mit dem Rad, findet es aber gut, dass die Bäckerei nach Hause liefert und jeden zweiten Donnerstag eine fliegende Händlerin vom Inrath Obst, Gemüse und Eier anbietet. „Aber Mehl und Zucker kriegt man auf dem Markt nicht.“ Claudia Scharnofske fühlt sich wie die anderen am WZ-Mobil eigentlich „pudelwohl in Forstwald.“ Aber: „Der Wald ist kein Freilaufgebiet für Hunde“. Noch gestern seien zwei große Hunde aus dem Unterholz gebrochen, als sie mit einer Freundin walken war. „Hier herrscht Leinenzwang, habe ich gerufen. Die Antwort: ,Dann gehen Sie doch woanders hin’.“

Hans van Gerven beklagt sich über das langsame Internet in Forstwald: „Das ist wirklich eine ganz schlechte Verbindung. Die bremst alles ab.“ Seine Frau Erika Graf ist von dem langsamen Internet ebenfalls genervt. Ansonsten stört sie sich vor allem an der „schlechten Verkehrsanbindung und den fehlenden Geschäften“. Außerdem ärgert sie sich darüber, dass es am Bahnhof keine Fahrradständer mehr gibt: „Es gab immerhin mal provisorische, aber die existieren nicht mehr.“