Kartensammlung: Post von der Geliebten
Kunibert Schmitz sammelt Post- und Ansichtskarten sowie Belege aus seiner Heimat.
Forstwald. Ein Liebespaar, das sich über zwei Jahre Liebesbekundungen in Form von 23 Postkarten schickt — eine romantische Geschichte, die aber erstmal nicht weiter spektakulär wirkt. Hört man dann aber, dass sich dieser Austausch zwischen 1900 und 1902 abgespielt hat und Kunibert Schmitz die Karten in seiner Sammlung hat, wird schnell klar, dass der Tönisvorster einiges zu erzählen hat.
„In der Festzeitschrift zum Schützenfest von 1902 habe ich gesehen, dass der Schreiber und die Angeschriebene zum Schützenkönigspaar wurden. Sie scheinen also geheiratet zu haben“, sagt Schmitz. Seit etwa 35 Jahren sammelt er Post- und Ansichtskarten sowie Belege aus dem Raum Forstwald, Vorst und St. Tönis. „Ursprünglich war ich Briefmarkensammler. Eines Tages habe ich eine Briefmarke mit einem St. Töniser Stempel gefunden. Das hat meine Sammelleidenschaft verändert.“ Und über dieses Sammelgebiet kann der pensionierte Handelsvertreter viel erzählen: „Seit 1875 sind Ansichtskarten bekannt. Davor gab es bereits normale Postkarten.“
Inzwischen hat er etwa 15 Alben voll mit Dokumenten, fein säuberlich nach Zahlen geordnet. „Ich wollte eine Poststempelsammlung anfangen, um zu wissen, welche Poststempel zur jeweiligen Zeit verwendet wurden“, sagt der 79-Jährige. „Durch die Stempelsammlung aus 100 Jahren ist festzustellen, dass bis etwa 1910 alle ankommende Post mit einem Ankunftsstempel versehen werden musste.“ Schmitz fand so auch heraus, dass beispielsweise 1908 und 1911 Karten nach Amsterdam in einem Tag befördert wurden. Bahnpoststempel verraten, dass Post direkt am Postwaggon der Eisenbahn oder den Bahnhöfen aufgegeben werden konnte.
Inzwischen hat Schmitz 150 spezielle Forstwald-Ansichtskarten, abgestempelt von 1895 bis heute. „Da der Forstwald damals ein Naherholungsgebiet war, gibt es viele Karten.“ Aber wie kommt Schmitz zu all diesen Dokumenten? „Das frag ich mich auch manchmal“, sagt der Hobbygärtner schmunzelnd.
Viermal im Jahr findet eine Ansichtskartenbörse im Gürzenich in Köln statt, wo er auch seine allererste Karte erstanden hat. „Für Außenstehende ist es schwer vorstellbar, dass der gesamte Gürzenich voll mit Ansichtskarten ist. Karten von Ausstellern aus dem gesamten Bundesgebiet werden sortiert nach alten Postleitzahlen angeboten.“ Dort läuft er die Stände ab und sucht Dokumente mit den Postleitzahlen 4150 bis 4155. Manchmal profitiert Schmitz auch aus Nachlässen, die Heimatverbänden zur Verfügung gestellt werden — er selbst ist Mitglied im Heimatverein Vorst. Inzwischen ersteigert er auch gerne mal Stücke im Internet.
Es reizt ihn, dass seine Sammelstücke nicht nur Geschichten erzählen, sondern auch Dokumente der Geschichte sind. „Es gibt Briefmarken aus der Zeit der Reichspost, des Deutschen Reiches und der Bundesrepublik.“ Sogar eine Karte aus Nagasaki von 1895 ist in seiner Sammlung.
„Meine Briefmarkensammlung habe ich in der Zwischenzeit verkauft — die Stempel finde ich einfach interessanter.“ Auch der Form der aufgeklebten Briefmarken kann man eine gewisse Sprache entnehmen. Verschiedene Stellungen der Marken bedeuten zum Beispiel „Ich liebe Dich“ oder „Vergiss mich nicht“. Eine Übersicht über diese versteckten Nachrichten ist auf einer Karte aus den 60er Jahren abgedruckt. So genießt Schmitz es, dass er durch die Sammlung Manches aus seinem heimatlichen Bereich ersehen kann. „Außerdem ist es in meinem Alter wichtig, sich geistig zu fordern.“