Wo Emerson, Lake & Palmer vor der Konzerttour Tennis spielten
Familie Keilhau hat vor 50 Jahren den ersten öffentlichen Platz in Krefeld eröffnet.
Benrath. Ohne die Familie Keilhau wäre die Tenniswelt in Krefeld eine andere. Die Familie war Ideengeber und Vorreiter auf vielen Gebieten des Weißen Sports. Seit 50 Jahren ist die private „Krefelder Tennisanlage Keilhau“ an der Tackheide eine feste Einrichtung. „Die Idee für eine private Anlage haben wir aus den USA importiert“, erzählt Heike Keilhau, die Frau des verstorbenen Firmengründers Fritz. „Meine Schwägerin Brigitte war als Au-Pair dort gewesen und brachte die Idee des ,public court‘ mit.“
Tennisbegeistert waren die Geschwister Brigitte und Fritz von jeher. Die Familie stammt aus der früheren DDR, aus Crimmitschau. „Dort hat der junge Fritz erstmals aus einem verwilderten Tennisplatz eine bespielbare Fläche geschaffen. Im Sommer schlug er die Bälle. Im Winter hat er Eishockey in der Auswahlmannschaft gespielt. Die Urkunden hängen im Büro“, erzählt Heike Keilhau.
Überhaupt ist Fritz Keilhau, der 2007 mit 72 Jahren verstarb, auch heute noch allgegenwärtig. Dafür sorgt die Familie. „Als Brigitte aus den USA zurückgekehrt war, hat er sofort nach einem Grundstück für den ersten ,public court‘ in Deutschland gesucht. In der Tackheide wurde ihm eine mit Krefelder Kriegstrümmern aufgefüllte Kiesgrube angeboten.“
Damals habe er beim Tennisverein 03 den Schläger geschwungen. Schnell entstanden sechs Aschenplätze in Eigenarbeit. So gut wie jeder Krefelder Tennisspieler hat seitdem dort gespielt. Das Clubhaus wandelte sich bald von einer Baubude zu einem gemauerten Gebäude, das heute als „Sommerhaus“ dient.
„1973 entstand die erste Drei-Platz-Halle mit Gaststätte in Europa. Wenig später wurden auf der heute rund 10 000 Quadratmeter großen Anlage neue Plätze gebaut. Sie besitzt jetzt zehn“, berichten Tennistrainer Uwe Keilhau und Brigitte, die mit Schwester Christiane im Service arbeitet und die die nächste Generation des Familienunternehmens bilden. Viele bekannte Persohaben sich auf der Anlage schon fit gespielt. „Der frühere Tennis-Profi Jens Knippschild oder die britische Rock-Gruppe Emerson, Lake & Palmer, die sich für eine Tournee vorbereiteten, sind nur zwei Beispiele.“
Fritz Keilhau wurde selbst zur Legende. Er spielte nicht nur Tennis und baute und pflegte die Krefelder Plätze, sondern war auch am Fichte-Gymnasium tätig. Man hatte ihn geholt, als im Abifach Sport auch Tennis gewählt werden konnte.
Zudem zeigte er sich sehr erfinderisch. „Oftmals saß er nachts aufrecht im Bett, weil er eine neue Idee hatte“, erzählt Heike Keilhau. So mischte er gegen die schwitzende Innenfläche der Schlaghand das sogenannte „Tennishandmehl“. Es bestand aus Talkumpuder und Sägespänen und wurde für 50 Pfennige je Tüte verkauft. Er erfand Überzieher für die Tennisschuhe, damit diese im Clubhaus anbehalten werden konnten. „Eine Ballmaschine geht auf seine Idee zurück, ebenso ein Schläger mit dem Tennis und Golf gespielt werden konnte.“
Fritz Keilhau war sich auch nicht zu schade, im Urlaub in Monaco beim Spazierengehen spontan zum Schlauch zu greifen, um einen trockenen Platz zu wässern. „Einmal flogen wir nach Athen in die Ferien. Auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel fragte Fritz den Taxifahrer nicht nach der Akropolis, sondern nach der nächsten Tennisanlage. Der Taxifahrer guckte mich mitleidig im Rückspiegel an. Die Akropolis haben wir dann auch noch gesehen“, sagt sie und die ganze Familie lacht.