„Die Jugendlichen zeigen mir den Stinkefinger“

Anwohner beklagen, dass der Canisiusplatz vermüllt, Verursacher seien oft immun gegen Ermahnungen.

Foto: Andreas Bischof

Kempener Feld. Im vergangenen Jahr war die Sanierung des Canisiusplatzes abgeschlossen. Mehr als 70 Kastanien waren zuvor gefällt worden, weil sie erkrankt waren. Dafür haben die Anwohner jetzt einen luftig gestalteten Platz mit vielen Bänken und einem kleinen Spielplatz auf dem mittig gelegenen Plateau. Eigentlich ein Platz, an dem Alt und Jung zusammen kommen können. Doch anscheinend ist der neue Canisiusplatz auch ein ständiger Grund für Ärger unter den Anwohnern. Immer mehr von ihnen klagen über ein Müllproblem, das die Schattenseite der hohen Frequentierung des Canisiusplatzes zu sein scheint. Die WZ war am Mittwoch mit ihrer mobilen Redaktion vor Ort.

Roswita Klüners meint zu wissen, wo sie die Schuldigen suchen muss. „Die Schüler des Berufskollegs Vera Beckers kaufen sich beim Imbiss Essen für die Pause und werfen die Verpackungen einfach auf den Boden“, sagt die Anwohnerin. Außerdem stoße ihr bitter auf, dass Jugendliche sich auf die Rückenlehne der Bänke setzten. „Die Schuhe sind dann auf der Sitzfläche, und wenn ich die Jugendlichen ermahne, zeigen sie mir den Stinkefinger und sagen: ,Hau ab, Du Alte’.“ Dass die Schüler ihren Müll nicht in die Abfallkörbe werfen, ist nicht das Einzige, was Elisabeth Busch auf die Palme bringt. Seit 1956 wohnt sie kurz vor dem Platz hinter der Werner-Rittberger-Halle. „So schlimm war es noch nie“, sagt sie. Für das Abfallproblem auf dem Canisiusplatz sieht sie nur eine Lösung: „Die Schule macht es sich zu einfach. Das Problem muss dort mehr thematisiert werden.“

Andere Anwohner haben beobachtet, dass Hundebesitzer teilweise von weit her zum Canisiusplatz kommen, um ihre Haustiere dort ihr Geschäft verrichten zu lassen. „Seitdem der Platz neugestaltet wurde, kommen immer mehr Hundehalter“, sagt Dieter Neumann. Neumann ist seit 2005 Spielplatzpate am Canisiusplatz und alles andere als ein Hundehasser — er hat selbst drei Beagle. Die lässt er aber nur auf dem Außenring des Platzes Gassi gehen, das Gleiche fordert er auch von anderen Hundebesitzern.

Für den Müll, der neben den Tonnen liegt, sind seiner Meinung nach aber nicht nur die Schüler allein verantwortlich: „Die Elstern tauchen in den Eimern ab und holen den Müll heraus. Man hätte hier Mülleimer mit seitlichen Schlitzen aufstellen müssen, dann kommen die Vögel nicht in die Tonnen rein.“

Viele Besucher bei WZ-Mobil finden auch, dass es generell zu wenig Mülltonnen in der Mitte des Platzes gibt. Tatsächlich stehen dort nur zwei kleinere Tonnen zur Verfügung, am Mittwoch gegen 12 Uhr sind sie bereits voll. Müll, der später dazu gekommen ist, liegt neben den Tonnen auf dem Boden. Das Grünflächenamt sollte mehr Tonnen aufstellen, fordern die Anwohner. Und der Kommunale Ordnungsdienst sollte in den Schulpausen und bei Eishockeyspielen — vor allem in der Rheinlandhalle — am Platz aufpassen.

Erhard Dorenz ist Mitglied des Bürgervereins Nord-West. Sein Vorschlag für den Platz ist zwar pragmatisch, ob er allerdings etwas gegen die Vermüllung bringt, weiß er auch nicht: „Hier fehlt eine Beschilderung“, sagt er und schlägt gleich einen ganzen Schilderwald vor. Parkverbotsschilder, Radfahrverbotsschilder, „Spielplatz nur für Kinder bis 14 Jahre“ und „Für Hunde im Innenbereich verboten“. Das Problem wäre damit zwar nicht behoben, aber man könnte dann immerhin Knöllchen verteilen, findet Dorenz.