Jubiläum für Verein „Wir fahren“ Am Inrath wird gesellig gekegelt
Inrath · Die Kegel-Gesellschaft „Wir fahren“ von 1934 begeht in diesem Jahr das 90. Gründungsjubiläum.
Den „König“ hat Ulli Weyers in seiner Tasche. Noch ein paar Tage oder Wochen. Wenn es nach dem Wunsch des 73-Jährigen geht, wird er den nur wenige Zentimeter großen Siegeskegel mit Krone noch lange bei sich behalten. Der Ehrgeiz ist noch nicht erloschen beim Inrather, der das vergangene Königskegeln gegen seine Kegelbrüder gewonnen hat.
Alle vier Wochen kommen die sieben Männer in der Gaststätte „Mythos“ an der Inrather Straße zusammen. In früheren Tagen hieß der Ort Inrather Krug. Seit jeher ist dies das Stammlokal der Kegel-Gesellschaft „Wir fahren“ von 1934, die in diesem Jahr das 90. Gründungsjubiläum begeht. Mit den Frauen war man gemeinsam dinieren. Ein großes Brimborium gab es nicht. Im kommenden Jahr soll es eine Tour nach Mallorca geben. Es ist schon etwas Besonderes, dass es den Club trotz der überaus kleinen Mitgliederzahl immer noch gibt nach all den Jahren. „In der heutigen Zeit ist das sicherlich selten“, sagt Ulli Weyers.
Der 73-Jährige begann schon in der Jugend mit der geselligen Freizeitaktivität, die in Deutschland mal ein beliebter Volkssport war, heute aber etwas aus der Mode gekommen scheint bei den jüngeren Generationen. Jeden Sonntagmorgen ging Weyers damals mit seinen Altersgenossen an die Bahn. Ein Hobby, das ihm bis heute viel Freude bereitet. „Ich war sofort infiziert“, erinnert er sich. Das kann man auch von seinen Vereinskameraden behaupten.
Bei den Treffen wird viel gefrotzelt und erzählt
Der Verein besteht ausschließlich aus Männern, die in den 1950er und 1960er Jahren zur Welt kamen und heute in der Kegel-Gesellschaft unter sich sind, was aber den launigen Kegelabenden keinen Abbruch tut. „Es wird gefrotzelt und viel erzählt. Dazu gibt es natürlich auch das eine oder andere Bierchen“, erzählt Ulli Weyers, der erst vor drei Jahren dem Verein beitrat, nachdem er in die Umgebung im Inrath gezogen war und sich schlaugemacht hatte, wo man dem früheren Hobby denn nachgehen könnte und dann fündig wurde.
Die Gemeinschaft, die zünftigen Kegeltouren, dazu der sportliche Wettkampf untereinander und die regelmäßigen Treffen. „Man hat viel Spaß miteinander und freut sich immer wieder auf das Kegeln“, beschreibt Ulli Weyers das Miteinander. Alle sieben Mitglieder stammen aus der näheren Umgebung. Einen Vorsitzenden hat die Kegel-Gesellschaft „Wir fahren“ nicht. Volker Rath fungiert als Schriftführer, Axel Thomas als Kassierer. Marek Drewniok betreut die Lotto-Kasse. Erspartes wird nämlich auch mal für das Glücksspiel eingesetzt. Johann Ryzak ist wie Ulli Weyers noch nicht lange dabei, Karl-Heinz Dohr, Bernd Kubiak und der Rest dagegen schon seit Jahrzehnten.
Auf viele eingetragene Kegelvereine in Krefeld stößt man nicht mehr, wenn man sie in den Online-Suchmaschinen finden will. „Mir sind auch nicht mehr viele bekannt“, gesteht Weyers. Die hiesige Kegelclub-Landschaft jedenfalls ist sehr übersichtlich geworden. Wohl aber gibt es hier und da noch Gruppen, die sich zum Präzisionsspiel zu besonderen Anlässen verabreden. Alteingesessene Gaststätten verfügen oftmals noch über eine Kegelbahn. Weyers erinnert sich, dass er und andere in früheren Zeiten gegen andere Kegelclubs angetreten sind. Doch auch das ist Vergangenheit. „Früher kannte man die Leute, oft auch über den Fußball. Heute kegeln wir unter uns.“
Nachwuchsprobleme sind beim Kegeln in Deutschland seit vielen Jahren bekannt. Junge Leute dauerhaft in die Vereine zu bringen und zu halten, fällt schwer. Als Party-Aktivität ziehen viele heute die amerikanische Variante Bowling vor. Die Mitgliederzahlen gingen in den vergangenen Jahren stark zurück. Für 2023 meldete der Deutsche Kegel- und Bowlingbund etwa 60 000 in Vereinen organisierte Kegler. In den 2000er Jahren waren es laut einem Tagesschau-Bericht noch über 250 000 gewesen. Die Jüngeren ansprechen, wird an manchen Orten nun versucht, um die Wende zu schaffen. Auch die Inrather Kegel-Gesellschaft „Wir fahren“ wirbt um neue Mitspieler in ihren Reihen. „Die Leute sind gerne eingeladen, bei uns mal vorbeizuschauen“, sagt Weyers. Doch die Altersunterschiede sollen nach Möglichkeit nicht zu groß sein. „Es soll ja irgendwie auch zusammenpassen.“ Die Gruppe hat jedenfalls noch viel Spaß zusammen, immer wenn der Glückwunsch „Gut Holz“ gerufen wird und die Kugeln rollen. „Sollten es bei uns noch weniger Mitglieder werden, werden wir vielleicht dann auch unsere Frauen in den Club aufnehmen.“