Krefeld 1929 Uerdingen – 1929 und heute

In Stadtnamen und -wappen vertreten: Uerdingen war schon immer besonders eigenständig – und hatte lange einzigartige Sonderrechte.

 Uerdingen hatte lange einzigartige Sonderrechte.

Uerdingen hatte lange einzigartige Sonderrechte.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Die Zusammenlegung von Gemeinden im Jahre 1929 traf nicht überall auf Gegenliebe. Das galt vor allem für Uerdingen, das wegen seiner Wirtschaftskraft recht selbstbewusst auftrat. Die Uerdinger versuchten, mit Moers oder Rheinhausen zu paktieren, doch dies scheiterte an der schon „ewigen“ Zugehörigkeit Uerdingens zu Kurköln. Die Folge: Uerdingen trat die Flucht nach vorn an. Es handelte durch den tatkräftigen Bürgermeister Wilhelm Warsch mit Krefeld einen Dachgemeinschaftsvertrag aus, der ihm noch viele Jahre relativer Selbständigkeit bringen sollte. Die ersten zehn Jahre blieb man sogar eine eigene Körperschaft in der Dachgemeinschaft mit Krefeld. Die Gesamtstadt hieß dann auch jahrelang Krefeld-Uerdingen am Rhein.

Später bildete Uerdingen dann einen Bezirk mit eigener Verfassung und einem Bezirksbürgermeister an der Spitze. Einen Eingemeindungsvertrag hat es nie gegeben, in Folge des Dachgemeinschaftsvertrages von Dezember 1928 ergingen durch Gesetz vom 29. Juli 1929 spezielle Regelungen. Die Sonderlösung hatte jedoch 1935 keine Chance mehr, denn die Doppelstadt war den Nationalsozialisten und deren Machthabern ein Dorn im Auge. Das Konstrukt widersprach dem Geist eines zentral und straff geführten Kommunalwesens. 1940 fielen alle Sonderrechte fort. Nach dem Krieg versuchte man, das im Dritten Reich erfahrene kommunale Unrecht Uerdingens rückgängig zu machen. Uerdingen erhielt von der britischen Militärregierung die Zusage auf dauerhafte Selbstverwaltung. Der Krefelder Stadtrat beschloss: Uerdingen sollte eine Bezirksverwaltung nach Berliner Muster erhalten, mit einem Bezirksbürgermeister und einem Beigeordneten an der Spitze und mit beträchtlichen Zuständigkeiten. Eine Korrektur des 1940 eingeführten Stadtnamens Krefeld in Krefeld-Uerdingen am Rhein erfolgte aber nicht. Oberbürgermeister Wilhelm Warsch, vormals Uerdinger Bürgermeister, eröffnete im Februar 1947 die erste Bezirksvertretungssitzung Uerdingens mit den Worten „Oeding blievt Oeding“. Der Beschluss des Krefelder Stadtrats wurde unterdessen in der entsprechenden Satzung Krefelds vom 15. Juli 1949 (wegen des damaligen Oberstadtdirektors Bernhardt Heun „Lex Heun“ genannt) aufgrund von Auslegungsschwierigkeiten nochmals bestätigt und präzisiert. Der darin definierte Status war allerdings nicht mehr so weitgehend wie in dem Vereinigungsvertrag mit Dachgemeinschaftskonstrukt.

Trotzdem hatte die Rheinstadt damit aber kommunale Sonderrechte, die in Deutschland einzigartig waren. Uerdingen hatte zum Beispiel weiterhin einen eigenständigen finanziellen Spielraum. Die Stellung Uerdingens war Vorbild für die Einrichtungen von Bezirksvertretungen und Bezirksverwaltungen in NRW-Großstädten. Doch die Sonderrechte wurden vom Stadtrat Krefeld nach der Gebietsreform 1975 weitgehend aufgehoben. Die alte Rheinstadt Uerdingen, im Mittelpunkt liegen der rechteckige Marktplatz und der Kirchhof mit der Pfarrkirche St. Peter, ist heute ein Stadtbezirk und Stadtteil der Stadt Krefeld. Zu Uerdingen gehören drei statistische Bezirke: Markt, Stadtpark und Hohenbudberg, in 2017 lebten im gesamten Stadtteil 18 196 Einwohner. Wobei besonders Hohenbudberg mit nur einigen wenigen Einwohner zu erwähnen ist, vier Wohnhäuser stehen dort noch. Um 1860 war Hohenbudberg die Sommerresidenz vieler Krefelder Seidenweber-Familien. Um 1960 kaufte damals Bayer nach und nach die Grundstücke der Familien auf, ein Überbleibsel ist die Kirche St. Matthias, die direkt am Rhein steht.

Von der Gesamtstadt Krefeld-Uerdingen übrig geblieben sind noch das gespaltene Wappen der Stadt Krefeld (1950), das im linken Teil das Wappen Uerdingens zeigt, und lange Zeit noch ein eigener Dezernent mit Sitz im Uerdinger Rathaus. Viele Uerdinger sehen sich noch immer als Bürger einer eigenständigen Stadt. Das Beharren auf Selbstständigkeit zeigt sich besonders im Karneval. Dann gibt es in Uerdingen fast keine Veranstaltung, auf der nicht nach Herzenslust und beharrlich „Oeding blievt Oeding“ gesungen und gefordert wird. „Wir müssen Krefeld immer wieder klarmachen, dass Uerdingen die Schauseite Krefelds ist“, sagt Elmar Jakubowski vom Uerdinger Heimatbund.