Krefeld 1929 Benrad – 1929 und heute
Benrad sorgte bei der Eingemeindung für den größten Gebietsgewinn im Westen Krefelds. Geprägt ist der Stadtteil vor allem durch die Landwirtschaft.
Im Gegensatz zu Uerdingen, wo ein Teil der Bevölkerung immer noch unglücklich über die zwangsweise Vereinigung mit Krefeld im Jahr 1929 ist, ist das in Benrad kein Thema. Ein großer Teil der Landgemeinde, die bis dato gemeinsam mit Hüls verwaltet wurde, kam zu Krefeld und sorgte für den größten Gebietsgewinn im Westen der Großstadt. Benrad sollte in Krefeld für den Wohnungsbau dringend benötigte Flächen beisteuern. Kleinere Teile gingen an Hüls und St. Tönis.
Heute bildet Benrad den Mittelpunkt des Stadtbezirks Krefeld-West. Die statistischen Bezirke heißen in Benrad-Nord Ortmannsheide und Schicksbaum und in Benrad-Süd Lindental, Gatherhof und Tackheide. Der angrenzende Bezirk Kempener Feld gehört zum Stadtbezirk Nord. Ein großer Teil der ehemaligen Honschaft wird zwar weiterhin landwirtschaftlich genutzt, aber in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts entstanden beiderseits der Forstwaldstraße große Siedlungen. Später wurde das Gebiet um die Kempener Allee und Westparkstraße bebaut. Vor einem halben Jahrhundert entwickelten sich Gatherhof und vor 19 Jahren das stadtnahe Wohngebiet Schicksbaum, das verhindern sollte, dass junge Familien wegziehen.
Bezirksvorsteher Klaus-Dieter Menzer (SPD) sieht keine übergroßen Probleme im Stadtteil. Er spricht von den selbstbewussten Einwohnern, vielen Landwirten und bodenständigen Siedlern. Auch das vor einigen Jahren neu entstandene Wohngebiet Schicksbaum erwähnt er gern, dort werde viel Jugendarbeit geleistet. Aber auch im flächenmäßig großen Bereich Benrad gibt es Dinge, über die sich die Einwohner beschweren. Als vor Jahren in Gatherhof die Pläne für eine Senioreneinrichtung bekannt wurden, gab es umfangreiche Diskussionen um Straßenverkehr und Parkplatznot. Der Verkehr ist auch noch an einer weiteren Stelle ein Problem: Über die Oberbenrader Straße ärgern sich die Einwohner. Auf der Straße staut es sich regelmäßig.
Auf dem Gießerpfad Ecke Formerweg in Lindental verläuft die ehemalige Grenze zwischen Benrad und Krefeld durch das Grundstück Gießerpfad 23. Davon ist Hans Brüx (Jahrgang 1938), ehemaliger Lehrer an der Berufsschule und viele Jahre Schiedsmann, überzeugt. „Ich habe in unserem Garten einen alten Grenzstein gefunden und auch Teile einer ganz frühen Uniform.“ Brüx berichtet, dass er als Säugling in das Haus, welches er nun schon lange mit seiner Familie bewohnt, eingezogen ist. „Ich bin ein echter und bewusster Benrader“, sagt er von sich. Schon früh hat er sich um die Geschichte von Benrad gekümmert.
Ein Benrad-Kenner ist auch der Landwirt Heinz Albert Schmitz, der auf der Oberbenrader Straße einen Hof bewirtschaftet. „Lange Jahre lagen die niederfränkischen Bauernhöfe zu beiden Seiten der Benrader und Widdderschen Straße, ursprünglich von einem Wassergraben geschützt“, weiß der Landwirtschaftsmeister, der sich auch politisch engagiert. Schmitz hat 1983 den Stickerhof von seinem Vater übernommen. Dieser wiederum hatte ihn von Verwandten gekauft. In den Heimatbüchern 1975 bis 1977 des Kreises Kempen-Krefeld, heute Viersen, hat der Krefelder Josef Lichtenberg auf zahlreichen Seiten aufgelistet, wie groß die Benrader Höfe waren und seit wann sie wem gehörten. Der Grund war meist 15 bis 25 Hektar groß und lag, was die Bearbeitung erleichterte, überwiegend um den Hof. Der Stickerhof trägt auf der Lichtenberg-Karte die Nummer 75 von mehr als 100. Die Daten beginnen um 1455 und belegen verschiedene Eigentümer, bis 1973 die Familie Schmitz übernimmt.
Heinz Albert Schmitz ist zudem noch Vorsitzender der Ortsbauernschaft Benrad, einem lockeren Verbund der Landwirte. Das Amt hat er auch von seinem Vater übernommen. „1956 hatte die Bauernschaft 30 Mitglieder, die 19 Höfe bearbeiteten. Heute sind wir nur noch zu viert.“ Der Stickerhof hat inzwischen mehr als 100 Hektar. Die seien auch nötig, um wirtschaftlich handeln zu können. Er erzeugt vor allem Kartoffeln für die Verarbeitung zu Pommes Frites, aber auch Zuckerrüben, Getreide und Tannenbäume.
Die Bebauung großer landwirtschaftlicher Flächen haben die Bauern nicht verhindern können, sie haben sich damit arrangiert. Am 12. Juni 1929 schlossen der Krefelder Oberbürgermeister Johann Johannsen und der letzte Gemeindevorsteher von Benrad einen Vertrag mit 14 Paragrafen. Die Honschaft erklärte sich einverstanden mit der Vereinigung. Honschaft leitet sich Hundertschaft her. Das war seit dem Mittelalter besonders am Niederrein die unterste Verwaltungseinheit auf dem Lande. Es handelte sich um Gebiete in der Nähe von Städten. So nannte man in Krefeld die damals vor der Stadtgrenze gelegenen Gebiete Dießem, Inrath und Lindental.